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24.06.24 –
2028 könnte im Gebiet des Zweckverbands Donau-Wald bei Leichtverpackungen von einem Bringssystem auf ein Holsystem – also etwa auf die gelbe Tonne – gewechselt werden, erläuterte Dipl.-Kfm. Karl-Heinz Kellermann, Geschäftsführer der ZAW, zu Beginn der Veranstaltung am vergangenen Samstag in Tiefenbach bei Passau. Ein Wechsel sei allerdings komplex, unter anderem müssten im Vorfeld neue Verträge ausgehandelt werden. Wenn gewechselt werden sollte, müsse eine Entscheidung deshalb lange vorher fallen – spätestens 2025. Im Vorfeld sollen Haushalte über Vor- und Nachteile eines Wechsels informiert und befragt werden. Betroffen seien mit der Stadt Passau und den Landkreisen Deggendorf, Freyung/Grafenau, Passau und Regen 530.000 Einwohnerinnen und ein Gebiet doppelt so groß wie das Saarland.
Der Geschäftsführer des ZAW kann sich für die Gelbe Tonne wenig begeistern: "Wenig Effekt und teurer."
Auch in München gibt es die Frage "Wollt Ihr die gelbe Tonne?". Angelika Eder vom Abfallwirtschaftsbetrieb München berichtete, dass dafür drei Jahre lang drei Systeme in ausgewählten Stadtteilen untersucht werden: die gelbe Tonne, der gelbe Sack und die Wertstofftonne. In den Gelben Sack und die Gelbe Tonne dürfen Leichtverpackungen aus Kunststoff, Aluminium, Weißblech oder Verbundstoff sowie Konservendosen und etwa Getränkekartons entsorgt werden. Aber eben ausschließlich Verpackungen. Bei der Wertstofftonne kann alles aus Kunststoff, Weißblech, Aluminium oder Verbundstoff entsorgt werden – egal ob Verpackung oder nicht. Also auch Zahnbürsten, Töpfe, Gießkannen, Werkzeuge und Kinderspielzeug.
Der Abfallwirtschaftsbetrieb München untersucht bei den drei Systemen die Gesamtbilanz im Vergleich zum bisherigen Bringsystem. Dazu zählen neben der Sammelquote auch möglicherweise zusätzlich entstehende LKW-Fahrten. "Der Pilotversuch wird von den Münchner*innen insgesamt gut angenommen.", berichtete die Abfall-Expertin, "Der AWM gewinnt wichtige Erkenntnisse für die Umsetzung einer stadtweiten Lösung." Sollte in München ein Wechsel stattfinden, würde dies der Stadtrat entscheiden.
Insgesamt wollen die Landeshauptstadt München und der Abfallwirtschaftsbetrieb die Restmüllmenge bis 2035 um mehr als ein Drittel reduzieren.
Frederic, Sascha Müller ist einer der 26 Verbandsrät*innen, die die Kreistage der vier bereits genannten Landkreise und den Passauer Stadtrat vertreten. Sollte etwas geändert werden, sind sie es, die die Entscheidung treffen. Seine Aufgabe, sagte der Passauer Kreisrat, sei es, eine verantwortungsvoll Entscheidung im Sinne unserer Bürger*innen zu treffen, bei der möglichst viele Aspekte mit berücksichtigt werden. Neben den praktischen Vor- und Nachteilen einer möglichen Gelben Tonne für die Bürger*innen zuhause, ginge es auch um den Vergleich von Gesamtmenge, Wertstoffgüte und Recyclingquote der gesammelten Wertstoffe und zum Beispiel um die künftige Höhe der Entsorgungsgebühren. Der ZAW betreibt 108 Wertstoffhöfe.
Die Fraktionsvorsitzende im Passauer Stadtrat Stefanie Auer wies auf die Unterschiede zwischen Stadt und Land hin: Bei uns in Passau gibt es viele Menschen, die kein Auto haben oder gerne darauf verzichten würden, insbesondere Studierende oder Senior*innen. Für alle Personen ohne Auto ist es aufwendig zu einem Wertstoffhof zu kommen. Mit einer Gelben Tonne könnten sie ihre Leichtverpackungen einfacher recyclen. Wiederum gibt es Bereiche in der Stadt in denen es aus Platzgründen schwer sein wird eine weitere Tonne unterzubringen. Als Option wollte sie wissen, ob ein Wechsel getrennt für Stadt und Land möglich sei – Stadt gelbe Tonne, Land weiterhin Bringsystem? Karl-Heinz Kellermann antwortete, theoretisch sei es möglich.
Der BUND Naturschutz München ist für die Wertstofftonne. Deshalb, so Vertreterin Dorit Zimmermann unterstütze ihr Umweltverband das Bürgerbegehren des Vereins Müllwende e.V. Der Grund: die Sammel-Quote ließe sich um das vier- bis fünffache steigern. Es würden weniger Leichtverpackungen in der schwarzen Restmülltonne und dafür mehr in der gelben Tonne landen. Zusätzlich steige die Wahrscheinlichkeit, das die jetzigen Sammelcontainer seltener zu wilden Müllkippen werden.
Die Stadt Augsburg sammele im Jahr pro Einwohner etwa elf Kilogramm Kunstoff und drei Kilo Metall – sowohl Verpackungen wie -Nichtverpackungen. Deutlich mehr als bei der Gelben Tonne.
Mit der Wertstofftonne könnten in Deutschland Jahr für Jahr über 700.000 Tonnen CO2 eingespart werden, in etwa die Menge die 350. 000 Autos bei einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern erzeugen. "Wir müssen jede Option ergreifen, um CO2 zu reduzieren", mahnte Dorit Zimmermann.
Moderator Dirk Wildt hinterfragte beim Thema gelbe Tonne das Wort Recycling. Nach Schätzungen werde nur gut jede zwanzigste Leichtverpackung wiederverwertet, hier gebe es tatsächlich einen Kreislauf. Mehr als die Hälfte werde dagegen verbrannt. Von dem verbleibenden guten Drittel werde ein kleiner Teil downcycelt – also nur noch ein einziges Mal wiederverwendet. Der große Rest werde exportiert, offenbar aktuell vor allem in die Türkei, lande dort unkontrolliert auf wilden Müllkippen oder gleich im Meer. "Vor 30 Jahren wurde uns mit dem Grünen Punkt eine Kreislaufwirtschaft versprochen, aber bis heute gibt es beim Plastik so gut wie nur Müll", kritisierte Wildt. Auch Wertstoffhöfe liefern Leichtverpackungen an das Duale System.
Der Grüne Kreisvorsitzende berichtete auch von den Planungen der Kunststoffindustrie. Schätzungsweise investiere diese in zehn Jahren 400 Milliarden Dollar in neue Produktionsanlagen für Plastik. "Haben wir als Verbraucher eine Chance?"
Dorit Zimmermann war bei diesem Thema dankbar für die Unterstützung durch die Europäische Union. Im Rahmen des "Green Deals" ist eine neue europäische Verpackungsverordnung verabschiedet worden. Ab kommenden Jahr verschärfen sich die Auflagen für Verpackungsmüll schrittweise: Unter anderem müssen Verpackungen kleiner und der Anteil wiederverwendbaren Plastiks größer werden. Dies werde den Anteil des Plastiks in der gelben Tonne deutlich erhöhen, der tatsächlich recycelt wird, zeigte sich Vertreterin des BUND Naturschutz München zuversichtlich.
Die Veranstaltung hatte am Samstag Nachmittag mit einem Meinungsbild begonnen und endete auch mit einem: Bei Beginn wie am Ende waren ein Drittel für die gelbe Tonne, ein knappes Drittel für das Bringsystem, verlor aber gering an Zustimmung, der Rest war unentschieden. Knapp zwei Drittel der Gäste wohnten auf dem Land, ein Drittel städtisch.
Zur Informations-Veranstaltung und zur Besichtigung des Recyclingzentrums Hellersberg kurz zuvor hatten die Grünen Kreisverbände Deggendorf, Freyung/Grafenau, Passau Stadt und Land sowie Regen eingeladen.
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Energie | Klima | Umwelt | Wirtschaft
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