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Jeden Tag verschwindet in Bayern ein Stück Natur: Durchschnittlich 10,3 Hektar Wälder, Wiesen und landwirtschaftlich genutzte Fläche gehen pro Tag verloren. Diesen Wert hat das Bayerische Landesamt für Statistik für 2021 ermittelt. Der hohe Flächenverbrauch bedroht die Artenvielfalt und verschärft die Klimakrise.
Der Flächenfraß macht auch nicht vor der Natur im Landkreis Passau halt: Derzeit bemühen sich mehrere Initiativen, wertvolle Waldbereiche vor der Abholzung zu schützen. Diese sollen Bauprojekten weichen. Damit würde aber auch die Klimaschutzfunktion der Wälder verloren gehen, denn diese sind riesige Kohlendioxidspeicher. Und da in Wäldern durch das Blätterdach niedrigere Temperaturen herrschen, besitzen Wälder auch eine Pufferwirkung in Bezug auf die Klimaerwärmung. Nicht unterschätzt werden darf auch, wie wichtig Wälder für die Artenvielfalt sind: Auf einem Quadratmeter Waldboden können um die 100.000 Tiere leben.
Wie wichtig das Engagement für die Wälder ist, zeigt der aktuelle Fall des "Eichenfrevels" in Thyrnau: Anfang Februar 2024 hat eine Waldkirchner Firma im Auftrag des Waldbesitzers in dem Waldstück in Thyrnau in einer Schnell-Aktion zahlreiche alte, gesunde Eichen angesägt. Obwohl die Polizei von Anwohner:innen gerufen wurde und die Untere Naturschutzbehörde eingeschaltet wurde, konnten die Eichen nicht gerettet werden. "Die Art und Weise, wie hier vorgegangen wurde, hat mit Waldbeswirtschaftung nichts mehr zu tun", kritisiert der Grünen-Kreisverband Passau-Land und verurteilt das Vorgehen aufs Schärfste. Durch brutale und fragwürdige Eingriffe in die intakte Natur Tatsachen zu schaffen, um private oder wirtschaftliche Interessen zu verfolgen, sei gerade in Zeiten der Klimakrise egoistisch und rücksichtslos.
Weil Wälder so wertvoll sind, engagieren sich viele Menschen im Landkreis dafür, bedrohte Waldflächen zu erhalten. Diese Projekte und Initiativen stehen derzeit im Landkreis Passau im Fokus:
Vier der Bürgerbewegungen haben sich im März 2023 zur gemeinsamen Initiative "Waldschutz Passauer Land" zusammengeschlossen. Erklärtes Ziel der Initiative ist, auf einen stärkeren gesetzlichen Schutz des Waldes im bayerischen Waldgesetz und dessen konsequente Anwendung hinzuwirken.
Ein überparteiliches Bündnis von neun zivilgesellschaftlichen Organisationen hat am 12. Mai 2023 – gemeinsam mit den Passauer Grünen und der Passauer ÖDP – das Bürgerbegehren “Rettet die Passauer Wälder“ gestartet. Die Forderung: Die Stadt Passau soll zum Erhalt ihrer bestehenden Waldflächen verpflichtet werden. Rodungen sollen nicht mehr zugelassen werden. Konkreter Anlass ist der Schutz des vier Hektar großen Waldgebiets Jägerholz in der Gemarkung Patriching, das im Jahr 2018 durch den Sturm zwar geschädigt, sich laut Bund Naturschutz aber seitdem als klimaresistenter Wald mit einer hohen Vielfalt an Bäumen sehr gut regeneriert. Die Forderung des Bürgerbegehrens lautet: Das laufende Bauleitplanverfahren zur Ausweisung eines Gewerbegebiets Jägerholz soll eingestellt, die geplante Rodung gestoppt werden.
Das Bürgerbegehren wird getragen von der Bürgerinitiative Jägerholz, Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, dem Naturwissenschaftlichen Verein Passau, der BI gegen die Nordtangente, Forum Passau, der IG Lärmschutz Passau-West, IG Verkehr in Passau (ViP), Grüne Hochschulgruppe, den Förstern (a. D.) Michael Held und Hans Gaisbauer sowie von zahlreichen Einzelpersonen.
Am 17. September 2023 plädierte bei einem Bürgerentscheid in der Stadt Passau eine Mehrheit für den Schutz der Wälder. 8.799 Stimmen gab es für die Forderungen der Initiative. Damit wurde das erforderliche Quorum von 6.261 deutlich erreicht. Dies bedeutet, alle weiteren Bauleitplanverfahren werden unzulässig, sofern dabei die Rodung von Wäldern erforderlich sind. Diese Regelung ist zunächst auf ein Jahr befristet.
Mehr Informationen dazu finden sich auf der Homepage des Bürgerbegehrens "Rettet die Passauer Wälder".
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