Bündnis 90/Die Grünen

Landkreis Passau

Sanierungsstau bei Bädern im Landkreis befürchtet

Bürgermeister fordern neue Förder-Richtlinien – Zuschüsse gibt es bislang nur, wenn mehr als 40 Klassen dort Schwimmunterricht bekommen

07.07.18 –

Passau. Immer weniger Kinder können schwimmen. Das ist nichts Neues. Weil aber immer mehr Bäder im Landkreis in die Jahre kommen und Sanierungen mangels knapper Gemeinde-Kassen verschoben werden oder ganz ins Wasser fallen, drohen sogar Schließungen. Es muss sich an den Förderrichtlinien was ändern, damit möglichst viele Schwimmbäder für Schwimmunterricht offen bleiben: Da sind sich die betroffenen Bürgermeister einig. Gefördert werden bisher nur Schwimmbäder, in denen 40 Schulklassen oder mehr Schwimmunterricht bekommen. Vielerorts wird mit großen Maßnahmen erstmal abgewartet, bis neue Zuschuss-Kriterien kommen. Befürchtet wird nun ein "Sanierungsstau", wenn sich nicht bald etwas an der bisherigen Förderpraxis ändert.

"Eklatante Benachteiligung ländlicher Regionen"

"Eine klare Benachteiligung des ländlichen Raumes", beklagt beispielsweise Hofkirchens Bürgermeister Willi Wagenpfeil die geltende Förderpraxis, die nur Sanierungen in Schwimmbädern fördert, in der mehr als 40 Schulklassen im Schwimmen unterrichtet werden. Seine Gemeinde steht in punkto Bäder vor zwei Herausforderungen: Die Gemeinde hat das Freibad in Hofkirchen für 1,2 Millionen Euro im vergangenen Jahr aufwendig saniert. "Ohne Zuschuss", wie Wagenpfeil betont. Das kleine Freibad Garham hingegen steht auf der Sanierungsliste ganz oben, ist sogar von der Schließung bedroht, wenn sich nichts ändert. "Kleine Gemeinden werden eklatant benachteiligt", ärgert sich Wagenpfeil. Im vergangenen Jahr hatte er bereits eine Petition an den Landtag gestartet. "Uns wurde versichert, dass eine Arbeitsgruppe Lösungsvorschläge ausarbeitet". Doch wann neue Zuschuss-Kriterien kommen, ist ungewiss. Angestoßen hatte die Diskussion Grünen-Kreisrat Eike Hallitzky kürzlich im Sportausschuss mit dem Vorstoß, man solle hier als Landkreis aktiv werden. Ansonsten drohe "Sanierungsstau". "Jede Initiative ist wertvoll, die diese Richtlinien verändert", warb Willi Wagenpfeil für durchgängigere Kriterien, die auch Bäder fördern, wenn sie vielleicht auch nur vier statt 40 Klassen Schwimmunterricht bieten. Während die Landkreis-Bäder gefördert werden, werde es problematisch für kleinere Gemeinden, ihre Einrichtungen ohne staatliche Hilfe attraktiv zu halten und verwies auch auf die Freibäder in Haselbach, Obernzell oder Büchlberg. "Die Daten liegen bei der Regierung vor: Jedes Schwimmbad im Landkreis wurde erfasst sowie auch der nötige Sanierungsbedarf gemeldet." Jetzt müsse sich endlich an den Förderkriterien was ändern.

Für eine Generalsanierung, die "sicherlich wieder ansteht", will auch Büchlbergs Bürgermeister Norbert Marold "erstmal abwarten", bis genaue Zuschuss-Kriterien feststehen. Das dortige Freibad liefert jährlich rund 100000 Defizit, wie er erklärt. Man habe allerdings vor 15 Jahren einen Grundsatzbeschluss gefasst: "Das leisten wir uns". Das Bad, 1968 gebaut, war vor 22 Jahren zuletzt generalsaniert worden, die letzten Jahre habe man ständig investiert – ohne Zuschüsse. Heuer kam eine Photovoltaik-Anlage dazu, "wir bleiben immer dran", in der vergangenen Woche baute man einen Lift für Rollstuhlfahrer ins Schwimmerbecken ein.

Schon jetzt werde das Freibad von Schulen aus Thyrnau, Büchlberg, Hutthurm und Salzweg regelmäßig genutzt, damit dort die Kinder Schwimmunterricht bekommen. Auch K-Schüler aus Passau sind in Büchlberg zu Gast. Staatliche Zuschüsse gibt es trotzdem nicht. "Das liegt auch an der Schule", wie sehr es unterstützt werde, dass die Kinder schwimmen lernen, gibt Marold zu bedenken. Von Seiten der Gemeinde werde man auf alle Fälle das Angebot aufrecht erhalten, das Bad bei gutem Wetter für Schulklassen auch schon mal um acht Uhr statt wie üblich um zehn Uhr kostenlos aufzusperren. "Deswegen werden wir nicht ärmer," sieht es der Büchlberger Rathaus-Chef pragmatisch.

Gut genutzt wird das Freibad in Unteriglbach – zu Höchstzeiten hatte man schon mal 70000 Besucher im Jahr. "Immer mit Sanierungsbedarf", sagt Ortenburgs Bürgermeister Stefan Lang. Auch hier investiert die Gemeinde stets kräftig in das mittlerweile 42 Jahre alte Bad. "Mit Fördergeldern wäre es sicher leichter", meint der Bürgermeister, das Bad auf neuestem Stand zu halten. Für rund 1,3 Millionen Euro hat man vor zwei und vier Jahren schon vieles saniert, doch "es steht natürlich immer was an". An den regelmäßigen Sanierungen werde man nichts ändern, die Gemeinde sei "stolz" auf ihr Freibad. Sicherlich müsse man da als Kommune sehr viel Geld in die Hand nehmen: "Doch von einer Förderung werden wir das nicht abhängig machen".

"Mit Fördergeldern leichter zu stemmen"

Auch in Obernzell wäre im 20 Jahre alten Bad dringender Sanierungsbedarf. Das komplette, bisher geflieste Bad soll durch eine Edelstahlwanne ersetzt werden. Geschätzte Kosten: Rund 800000 Euro. Wie Bürgermeister Josef Würzinger das dortige Dilemma schildert, scheiterte die Erneuerung bisher am Geld: Jedes Jahr plane man dieses im Haushalt ein, müsse es allerdings wieder streichen, da es für andere Projekte dringender gebraucht wird.

Auch bei den Bädern in der Trägerschaft des Landkreises Passau wäre was zu tun: Sanierungsbedürftig sind hier das Lehrschulschwimmbad in Hauzenberg und sogar "dringend sanierungsbedürftig" das in Untergriesbach. Doch auch hier will man laut Landratsamts-Pressesprecher Werner Windpassinger erst über Maßnahmen entscheiden, sobald das neue Förderprogramm bekannt ist. Laut Pockings Bürgermeister und Kreisrat Franz Krah werden bis Herbst Ergebnisse der Arbeitsgruppe erwartet. Und er liefert den nicht ganz ernstgemeinten Vorschlag: Schwimmen als Übertrittsbedingung ans Gymnasium bei den Kindern vorauszusetzen.

Sibylle Neumeier

Quelle: Passauer Neue Presse vom 07.07.2018
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