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22.08.21 –
Unser Trinkwasser wird in erster Linie aus Grundwasser gewonnen. Angesichts der Klimakatastrophen – Phasen längerer Trockenheit, aber auch Sturzfluten nach verheerenden Starkregen – fragt man sich: Reicht das Wasser bei uns? Und wie ist es um seine Qualität bestellt? Über den Schutz des Wassers im Passauer Land diskutierte die Kreistagsfraktion der Grünen mit dem Wasserberater beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), Stefan Wipplinger, wie sie in einer Pressemitteilung erklären.
Fraktionsvorsitzender Eike Hallitzky von den Passauer Grünen sagt: "In Bayern liegen die Temperaturen bereits mehr als ein Grad über dem, was in meiner Jugend als normal galt. Das heißt: Es ist viel mehr Energie in der Luft als früher, die extremen Wetterereignisse werden immer weiter zunehmen." Rund 90 Prozent des Trinkwassers in Bayern stamme aus dem Grundwasser, hat er recherchiert.
Weniger Regen gerade im Winter, Starkregen im Sommer, den die trockenen Böden nicht aufnehmen können, und mehr Verdunstung durch die steigenden Temperaturen, dies alles hat nach den Worten des Wasserberaters Stefan Wipplinger dazu geführt, dass nach den Messungen des Wasserwirtschaftsamts der Grundwasserpegel vor allem im Bereich von Vils und Pockinger Heide um rund zwei Meter gesunken ist. Wipplinger verweist in diesem Zusammenhang auf rechtliche zwingende Maßnahmen, wenn zu viel Wasser entnommen werde. Die ausgeschiedene Umweltexpertin der Fraktion, Halo Saibold, hält diese aber für unzureichend: In ihrem Umfeld gebe es immer wieder Klagen über trocken fallende Brunnen, so die Aldersbacherin. Deshalb sei es doch offenkundig, dass es ein massives Wasserproblem gibt.
Was die Qualität des Grundwassers angeht, so seien die Folgen der Landwirtschaft, insbesondere von Schweinemast und Maisanbau, deutlich messbar, kritisiert Saibold mit Verweis auf die Antworten der Staatsregierung auf ein Anfragepaket der Grünen zum Thema "Bayerns Grundwasser".
Wipplinger betont hingegen, dass nur ein sehr kleiner Teil unter anderem wegen des 1991 verbotenen Atrazins aufgearbeitet werden müsse. Und auch die Nitratbelastung bleibe im Wesentlichen konstant und zumeist unter dem Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter, belegte Wipplinger anhand von – zum Teil allerdings etwas veraltetem – Kartenmaterial. "Dass die Grenzwerte eingehalten werden, das klappt zum Teil auch mit Einzelverträgen der Wasserversorger mit Landwirten in besonders sensiblen Gebieten."
Der Nachfolger von Halo Saibold, Sascha Müller, sieht die Lage dennoch als wenig rosig: "Regelmäßig liegt die Nitratbelastung in der Nähe des Grenzwerts und über dem Vorsorgewert von 35 Milligramm. Ohne strengere Düngevorgaben wird es nicht gelingen, die Nitratbelastung unseres Grundwassers zu senken." Auch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie schreibe mehr Einsatz für ökologisch gute Gewässer vor.
Wipplinger betont, dass ein wesentlicher Grund für Pflanzenschutzmittel im Oberflächenwasser der Abtrag bei Unwettern sei. Dies sei auch der Haupteintragspfad bei organischen Lebensmitteln. Aber auch auf indirekte Einträge durch unsachgerechten Umgang mit Düngern und Gülle kämen vor.
Als Konsequenz des Volksbegehrens zum Artenschutz wurden mit der Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes im Sommer 2019 Gewässerrandstreifen an allen natürlichen fließenden und stehenden Gewässern verpflichtend eingeführt. Damit sind mindestens fünf Meter entlang der Gewässer von garten- und ackerbaulicher Nutzung freizuhalten. Laut Wipplinger seien die Landwirte darüber vom AELF informiert worden, überall dort, wo klar erkennbar ist, dass es sich um ein Gewässer handelt, Gewässerrandstreifen anzulegen. Wo das nicht erkennbar sei, werde das Wasserwirtschaftsamt erst in den kommenden beiden Jahren festlegen, wo im Landkreis Uferrandstreifen tatsächlich notwendig sind.
"Das dauert alles viel zu lange", kritisiert Kreisrätin Jutta Koller. "Das Artensterben ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit, da müssen die Ämter und die Staatsregierung mehr Engagement zeigen."
Quelle: Passauer Neue Presse vom 19.08.2021
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