Bündnis 90/Die Grünen

Landkreis Passau

Nicht einmal jeder dritte Euro abgerufen

Grüne informieren sich über Jugendarbeit: Kommunalpolitik muss Draht zur Jugend wieder finden

15.10.16 –

Jugendliche engagieren sich vor Ort weniger, den Jugendverbänden laufen die Ehrenamtlichen weg, aber gleichzeitig gehen die Anträge für Jugendprojekte zurück. Und das, obwohl es an Geld nicht mangelt. Diese Entwicklung war eines der überraschenden Ergebnisse bei dem Besuch der Grünen beim Kreisjugendring Passau (KJR), die sich über den Stand und die Herausforderungen in der Jugendförderung im Landkreis informierten.

2010 gab es 217 Anträge für Jugendprojekte, 2016 noch 160. Das ist ein Rückgang von einem guten Viertel. Von rund 28000 Euro Fördermitteln, die über den KJR im vergangenen Jahr verfügbar gewesen wären, wurden 8674,58 Euro abgerufen − das ist nicht einmal jeder dritte Euro.

Dabei haben viele Vereine im Landkreis Nachwuchssorgen. "Mitglieder haben wir genug," berichtete Alexander Kretschmer von der Sportjugend und Vorstandsmitglied im KJR, "aber wir kriegen keine Fußballmannschaft mehr zusammen." Und die Rathäuser hätten auch Probleme. Die Beziehungen zwischen Mitarbeitern in den Gemeindeverwaltungen und ihren Jugendlichen vor Ort habe sich teilweise bis zur "Kontaktlosigkeit" entfremdet, sagte KJR-Vorsitzender Bernhard Gruber.

Für die unerwünschte Entwicklung gebe es mehrere Ursachen, erläuterte Roland Meier, einer von zwei kommunalen Jugendpflegern, die der Landkreis über den KJR finanziert. Zum einen hätten Kinder durch volle Stundenpläne in Schulen und junge Erwachsene durch den Bachelor in Universitäten wenig Zeit. Zum anderen habe sich das Freizeitverhalten verändert: Kinder und Jugendliche sind flexibler geworden, entscheiden sich kurzfristiger − zu Lasten von Zuverlässigkeit. "Jeden Mittwoch von 15 bis 16 Uhr, das funktioniert nicht mehr", so der Jugendpfleger, "da fehlen vielen die Konzepte."

Eike Hallitzky, Fraktionsvorsitzender der Landkreis-Grünen und Gemeinderat in Neuburg am Inn, sagte, wer als Kommunalpolitiker Jugend fördern möchte, wolle wissen: "Was bringt mir das?" Susanne Mayerhofer, Kreisrätin und Gemeinderätin in Tiefenbach, meinte "Der KJR wird als Ferienprogrammveranstalter wahrgenommen und als Feuerwehr, die kommt, wenn es brennt."

Jugendpfleger Meier wies darauf hin, dass der KJR zu jedem Gemeinderat komme und Beratung leiste. Etwa zu der Frage, wie man mit der Jugend vor Ort ins Gespräch komme. Dafür eigneten sich unter anderem Jugendbefragungen. Die sollten moderiert durchgeführt werden. Nicht selten hätten Jugendliche den Wunsch, einen McDonalds im Ort zu haben. Dabei ginge es aber gar nicht darum jeden Tag Cheeseburger zu essen, sondern das Fast-Food-Restaurant sei Stellvertreter für einen festen Treffpunkt, wo was los sei.

Der KJR, der Zusammenschluss der Jugendverbände des Landkreises, spricht alle zwei Jahre mit den 38 Bürgermeistern im Landkreis. Knapp ein Drittel aller Gemeinden beschäftigt seine Jugendpfleger nicht selbst auf Teilzeitbasis, sondern nimmt zeitweise vollbeschäftigte Jugendpfleger des KJR in Anspruch. Der Vorteil sei, dass die Gemeinden leichter qualifiziertes Personal bekämen. Eine Abstimmung über den Bedarf sei im Vorfeld notwendig, betonte KJR-Geschäftsführer Klaus Rühl, "denn wir können kein Personal vorhalten".

Neben offener Jugendarbeit gehören auch die Suchtprävention sowie ein Jahresprogramm mit Freizeitangeboten, Sprachreisen, Kursen und Theater zu den Angeboten des KJR. Bei "Klasse Team 2.0" werden unter anderem Selbstbewusstsein und Sozialkompetenz geübt sowie Aggressionen abgebaut. Gemeinden und Veranstalter können beim KJR günstig Spielgeräte und sogar ein komplettes Öko-Mobil mieten - mit vollem Laderaum und pädagogischer Fachkraft.

Beim neuen Projekt "Gute Idee", mit dem die Integration von jugendlichen Flüchtlingen unterstützt werden soll, stößt der KJR an seine Grenzen. "Eigentlich müssten wir jetzt alle Helferkreise aufsuchen", sagt Jugendpfleger Meier, doch das schaffe man einfach nicht.

Trotz Ressourcen-Engpässen ist der KJR mit seiner Finanzierung und Ausstattung im Wesentlichen zufrieden. Ganz oben auf die Liste des Verbands hat Vorsitzender Gruber die Wünsche gesetzt, dass Ehrenamtliche freigestellt werden und dass alle Gemeinden des Landkreises präventive Jugendarbeit als notwendig erkennen.

Quelle: Passauer Neue Presse vom 15.10.2016
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Kategorie

Bildung

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