Bündnis 90/Die Grünen

Landkreis Passau

Mit Vernunft gegen Katzenjammer

Kreisrätin fordert Kastrationspflicht für frei lebende Katzen – Landratsamt: "Das ist nicht durchsetzbar"

25.11.17 –

Wenn wild lebende Katzen sich ungehindert vermehren können, wird das schnell zum Problem. Die Streuner verwahrlosen, werden krank und im für sie besten Fall von Tierfreunden eingefangen und ins Tierheim gebracht, wo sie versorgt werden. Gut 300 Katzen hat das Tierheim Wollaberg in diesem Jahr schon aufgenommen – die meisten sind solche Fundtiere. Katzenjammer, der durch Kastrationen verhindert werden könnte. Die Grüne-Kreisrätin Halo Saibold hat das Thema aufgegriffen und fordert eine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen. Die will der Landkreis jedoch nicht einführen – so ein Zwang sei schlicht nicht überprüfbar und damit wirkungslos.

Immer wieder hätten sie in letzter Zeit Beschwerden über streunende, verwahrloste und kranke Katzen erreicht und dazu auch Klagen von Tieraufnahme-Einrichtungen, "weil diese hoffnungslos überfüllt am Rande ihrer Aufnahmekapazitäten angelangt sind", schreibt Halo Saibold in ihrer Pressemitteilung. "Ich habe Landrat Meyer gebeten, für Abhilfe zu sorgen. Von ihm wollte ich wissen, ob es amtliche Überlegungen gibt, um eine anderenorts bereits existierenden Kastrationspflicht für freilaufende Katzen einzuführen." Im Tierschutzgesetz Paragraf 13b werde "ausdrücklich den Kommunen die Möglichkeit eingeräumt, in ihrem Zuständigkeitsbereich entsprechend tätig zu werden". Die Antwort aus dem Landratsamt ist eindeutig: Nein. "Dem Landrat ist das Problem bekannt. Aber eine Kastrationspflicht wird nicht eingeführt im Landkreis", sagt Landratsamtssprecher Werner Windpassinger auf PNP-Anfrage und erklärt auch, warum: "Knackpunkt ist, dass jeder Zwang und jede Vorschrift nur so sinnvoll ist, wie man sie auch durchsetzen kann. Eine Kontrolle in einem derartigen Flächenlandkreis und mit unserer personellen Ausstattung ist unmöglich."

Da Katzen nicht registriert werden, sei es meist schwierig, den Streunern überhaupt einen Besitzer zuzuordnen. "Man müsste dann Bußgelder erlassen. Aber wen bestrafe ich, wenn ich nicht mal weiß, wem die Katze gehört?", fragt Windpassinger. Der Landrat setze daher auf Freiwilligkeit und Aufklärung und appelliere an die Vernunft der Katzenbesitzer, ihre Tiere kastrieren und sterilisieren zu lassen.

Halo Saibold, die die Antwort des Landratsamtes schriftlich bekommen hat, hat da ihre Zweifel: "Die Umstände und Tatsachen sprechen dagegen, dass sich ohne behördliches Eingreifen allein auf der Basis von Eigenverantwortung und Aufklärung das Katzenproblem lösen lässt. Dass dessen Lösung nicht einfach ist, kann ich durchaus nachvollziehen. Aber mit Hoffnung einerseits und Unterlassung andererseits wird das Leiden der Tiere nicht abgeschafft und den überfüllten Tierheimen auch nicht geholfen", schreibt sie.

Streuner aus dem Landkreis Passau kommen meist ins Tierheim Wollaberg bei Jandelsbrunn. "Unsere Zusammenarbeit hat lange Tradition", erklärt Windpassinger: "Der Tierschutz ist eine kommunale Aufgabe. Im Landkreis Passau ist man aber übereingekommen, dass das zentral der Landkreis übernimmt und dafür das Tierheim Wollaberg jährlich mit 10500 Euro unterstützt." Dort werden Hunde, Katzen und Kleintiere wie Vögel oder Kaninchen aufgenommen, aufgepäppelt wenn nötig und weiter vermittelt.

"Die Zahl der Katzen, die wir pro Jahr aufnehmen, liegt bei rund 300 und bleibt leider immer relativ gleich hoch", sagt Vanessa Otto-Pieck, Leiterin der Katzenabteilung. "Schlagzeiten" sind im Frühjahr, Sommer und Herbst, wenn Katzen Junge bekommen. "Manche werfen dreimal pro Jahr, jedes Mal ein bis sechs oder sieben Junge", rechnet sie vor. Dann gibt es Wartelisten, bis neue Katzen aufgenommen werden können. "Solange müssen die Streuner dann privat versorgt werden."

Momentan leben 80 Katzen in Wollaberg. Vier Wochen bleiben sie als Fundtiere im Heim und könnten von ihren Besitzern abgeholt werden. Meldet sich niemand, werden die Tiere gechipt, geimpft und kastriert bzw. sterilisiert. Das kostet bei einer Katze rund 120 Euro, bei einem Kater rund 90 Euro. Dann werden sie freigegeben. "Die Vermittlung ist aber je nach Alter und Gesundheitszustand der Katze oft nicht einfach", erklärt Vanessa Otto-Pieck. Wirklich wilde Katzen werden an andere Heime mit Frei-Gehegen vermittelt.

Eine Kastrationspflicht sieht man aber auch hier als zweischneidiges Schwert. "Natürlich wäre das eine gute Sache, wenn sich jeder dann auch daran halten würde. Aber wer soll’s bezahlen, wenn man nicht weiß, wem die Katze gehört?" Und das sei oft der Fall. Meist stammen die Streuner von Bauernhöfen, wo Katzen einfach dazugehören – zum Mäuse fangen. "Da verliert man schnell den Überblick, wie viele es sind."

Aber die Einsicht sei zum Glück teilweise schon da: "Bei uns können sich Bauern melden und je nach Etat übernehmen wir dann die Kastration der Tiere. Einige nutzen das schon. Und wir selbst machen auch Fangaktionen von wilden Katzen, die man am Bauernhof nicht mehr erwischt, und bringen sie dann wieder zurück."

Quelle: Passauer Neue Presse vom 25.11.2017

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Kategorie

Tierschutz

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