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23.02.24 –
Unser Kreisvorsitzender Dirk Wildt hat zusammen mit anderen Schüler*innen schon vor mehr als 45 Jahren die Legalisierung von Haschisch gefordert. Warum? Weil auf dem Schwarzmarkt diese Droge schon immer zum Anfüttern für harte Drogen missbraucht wird. Der Anteil der Konsument*innen harter Drogen habe "sich von 2006 bis 2021 auf 1,6 Millionen Menschen mehr als verdoppelt." Dieser Kreislauf muss durchbrochen werden. Wildt hat einen Offenen Brief an den stellvertretenden Vorsitzenden der Landkreis-CSU, Stephan Dorn, geschrieben. Er hatte sich zuvor gegen die Legalisierung ausgesprochen.
Offener Brief
Lieber Stephan,
Du hast mit einem Kollegen aus Österreich eine "Anti-Drogen-Allianz" gegründet. Ich begrüße jedes Engagement gegen Drogen aus vielerlei Gründen.Einem Zeitungsbericht zufolge konzentrierst Du Dich bei Deinem Engagement dann aber allein auf Cannabis. Also darauf, eine Modernisierung unserer Drogenpolitik – die Legalisierung von Marihuana – zu verhindern.
Eines Deiner Argumente: Die Zahl der Kiffer in Deutschland sei deutlich unter dem Europäischen Durchschnitt. Das ist richtig und erfreulich. Aber was mir dabei auffällt: Der Blick auf Alkoholiker*innen, Kettenraucher*innen und etwa Heroinabhängige fehlt.
Du befürchtest bei einer Legalisierung des Joints einen "grauen Markt", weil Erwachsene Dope an Jugendliche weitergeben könnten. Natürlich wird es diesen Effekt geben, den gibt es ja bereits bei Alkohol und Tabak. Was ich nicht verstehe, warum ein grauer Markt bei Harz aus grünen Blättern für Dich problematisch und bei anderen Drogen nicht der Erwähnung wert ist. Laut Bundesdrogenbeauftragten weisen sieben Millionen Menschen einen "riskanten Alkoholkonsum" auf.
Ich bin in Hamburg zur Schule gegangen. Ich habe gemeinsam mit anderen Schülern die Schülerzeitung "Regenbogen" herausgegeben. Das halbe Dutzend Ausgaben von vor rund 45 Jahren hat Umzüge von Hamburg über Berlin und Erfurt bis in unsere kleine Gemeinde überlebt. Sogar einen vollgelaufenen Keller. Die Hefte riechen modrig und sind vergilbt. Der Bericht zu Haschisch – etwa anderthalb DIN A/4-Seiten lang – ist trotzdem immer noch gut zu lesen. Bereits damals – Ende der 1970er Jahre – haben wir die Legalisierung gefordert. Warum? Weil auf dem Schwarzmarkt diese Droge schon immer zum Anfüttern für härtere und harte Drogen wie chemische Pillen und Heroin missbraucht wird. Bis heute. Mit Erfolg. Der Anteil der Erwachsenen und Jugendlichen, die illegale Drogen (ohne Cannabis) konsumieren, hat sich von 2006 bis 2021 auf 1,6 Millionen Menschen mehr als verdoppelt. Du siehst keinen Grund, dass Deutschland die bisherige Cannabis-Politik ändert. Ich schon: Die Legalisierung soll nämlich den Anstieg der Konsument*innen harter Drogen bremsen oder sogar stoppen. Wer nichts ändern will, nimmt fahrlässig in Kauf, dass die Zahl der Toten harter Drogen und die Beschaffungskriminalität steigt.
An meiner Schule wurde damals gekifft. Als aber plötzlich harte Drogen in unseren Schultoiletten gefunden wurden, sind wir Schüler*innen gegen Kokain- und Heroin-Dealer auf unserem Schulgelände und vor den Schultoren vorgegangen. Erfolgreich. Dealer fürchten nichts mehr als Öffentlichkeit. Genauso wie sie einen legalen Verkauf von Hasch fürchten. Genauso wie Du.
Ich habe also schon vor mehr als 45 Jahren für eine Legalisierung geworben. Wir haben in unserem Bericht für 700 Schüler*innen auf die Gefahren insbesondere für junge Minderjährige hingewiesen. Und auch auf die beiden Drogenbeauftragten an unserer Schule.
Jeder zehnte Erwachsene und mehr als jeder 13. Jugendliche soll in der jüngsten Zeit einen Joint geraucht haben. Dass eine Bundesregierung für diese Verbraucher*innen den Weg in den Schwarzmarkt – den Kontakt mit Dealern – unnötig machen will, begrüße ich sehr. Dass es dafür 45 Jahre braucht, ist ein Versäumnis aller Vorgänger-Regierungen.
Deine Idee einer "Anti-Drogen-Koalition" – sofern Du diese denn ernst meinst – unterstütze ich gerne. Aber konsequent. Auch gegen Alkohol, Tabak, Kokain, Heroin und Designer-Drogen. Auf unserer Bürgerversammlung das Grenzlandfest als Erfolg zu werten, weil mehr Hektoliter Bier getrunken wurden als im Vorjahr, wäre dann eine überholte Betrachtungsweise. Unter Drogen-Aspekten ist das Fest kein Grund zum Feiern.
Liebe Grüße
Dirk
Bericht in der Passauer Neuen Presse am 24. Feb. 2023: www.pnp.de/print/lokales/stadt-und-landkreis-passau/passau-land/diskussion-um-cannabis-wildt-schreibt-an-dorn-15510547
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