Bündnis 90/Die Grünen

Landkreis Passau

Lärmschutz bleibt ein wichtiges Thema

Gemeinde hält an Forderung für Wall und Belag fest – Anwohner wünschen sich mehr Schutz

14.12.21 –

Dauernder Verkehrslärm bedeutet Stress, das macht einige Neuhauser, die nahe der Autobahn wohnen, mürbe. Aber: Der rechtliche Rahmen ist abgesteckt. Wie berichtet, gibt es für eine Lärmschutzwand an der A 3 keine Grundlage. Dafür liegen die gemessenen Lärmpegel unter den vorgegebenen Grenzwerten. Zumal die letzte Regierung die Lärmschutzwerte gesenkt hat.

"Es wäre wünschenswert, wenn auch die neue Regierung diesen Kurs fortsetzt und die Lärmempfindlichkeit der Bürger stärker berücksichtigt", sagt Bürgermeister Stephan Dorn, der vor allem auf einen lärmabsorbierenden Belag mit DSH-V-Gütesiegel setzt. Dieser Belag bringt laut Dorn eine Verbesserung von bis zu drei Dezibel.

Der Bürgermeister hat seine Anliegen bereits in einem Schreiben an den neuen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) adressiert. "Teile unseres Gemeindegebiets sind erheblich lärmgeplagt. In der Vergangenheit wurde uns in Aussicht gestellt, den sich im Zuge des Autobahnneubaus ergebenden Abraum zu einem Wall aufzuschütten. Zuletzt ist man aber davon wieder abgerückt. Es ergäbe sich laut Autobahndirektion auch bei einer Geländemodellierung mit einem sechs Meter hohen Wall zuzüglich zwei Meter Sockel nur eine Lärmverringerung von 1 bis 1,7 Dezibel. Der zuletzt mündlich in Aussicht gestellte Belag und eine Geländemodellierung würden zu einer insgesamt größeren Entlastung führen. Wir halten darum an unserer Forderung für beides fest", heißt es im Schreiben an den Bundesminister.

Dem Bürgermeister ist klar, dass für einen Wall viele rechtliche Hürden überwunden werden müssten und es um eine rein freiwillige Maßnahme gehe, die zuletzt von der Autobahn grundsätzlich wohlwollend geprüft wurde. Diese wolle nach der Lärmprognose und aus wasserrechtlichen Gründen, wegen eines Bodendenkmals und wegen teils nicht zur Verfügung stehender Grundstücke davon wieder Abstand nehmen, wie Dorn vom Zuständigen der Autobahndirektion Stefan Pritscher erfuhr.

Dass Lärmschutz einem nicht geschenkt wird und jeder Meter bürgerschaftliches Engagement erfordert, diese Ansicht vertritt Gemeinderätin Veronika Lippl (SPD/Grüne). Sie meldete sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung zum Thema zu Wort: "Wir brauchen diese Wand. Wenn uns die Lärmschutzwand nicht vom Bund finanziert werden kann, müssen wir andere Wege finden. Ich wünsche mir, dass man prüft, wie viel es kosten würde. Es gibt schließlich auch viele Profiteure des Autobahnkreuzes. Es kann nicht sein, dass das auf Kosten der Anwohner geht." Ein Wall ist ihrer Ansicht nach nicht der richtige Weg aufgrund des Flächenverbrauchs und da man wieder Retentionsraum schaffen müsse. "Eine Wand könne mit einer PV-Anlage kombiniert werden. Wir dürfen nichts unversucht lassen. Das muss uns die Heimat wert sein", sagt Lippl.

Das sagen Anwohner
Stefan Elender bewohnt eines der drei Anwesen in Afham, die direkt in Autobahnnähe liegen. Er sagt: "Im Winter ist es nicht so schlimm, weil man da die Fenster ohnehin meistens geschlossen hat, aber im Sommer macht die Autobahn richtig Lärm." Auch nehme, so Elender, der Verkehr gravierend zu. "Jeder Betrieb, der erweitert, wird einer Prüfung unterzogen. Das sollte auch für die Autobahn gelten, wenn sie ausgebaut wird. Das Ganze hinkt einfach. Man gibt so viel Geld aus für Kiebitz oder Fledermaus, was ja auch ok ist. Aber was ist mit uns Anwohnern?" Elender ist überzeugt, dass stark betroffenen Anwohnern wie ihm nur eine Lärmschutzwand helfen kann. "Ein Belag ist doch nur ein Zuckerl, damit man kurzzeitig zufriedengestellt wird."

Die Familie von Hans Pilzweger aus Reding hat bereits privat in Lärmschutz investiert. "Wir sind eins von den Häusern, die in Reding am nächsten zur Autobahn liegen und haben uns auf eigene Kosten Schallschutzwände eingebaut, damit wir wenigstens im Haus unsere Ruhe haben. Der Lärm ist der Wahnsinn, es war nicht mehr auszuhalten. Im Kinderschlafzimmer hatten wir so hohe Werte, die vergleichbar sind mit einem Staubsauger, der dauernd läuft. Nun haben wir wenigstens im Winter drinnen Ruhe. Wenn man dann aus einem leisen Haus hinaustritt, erschlägt es einen erst recht. Auf der Terrasse versteht man sein eigenes Wort nicht", sagt der Redinger. "Im Sommer kann man kaum die Fenster öffnen." Ein Belag bringe nur eine kurzzeitige Erleichterung, da er sich durch das hohe Verkehrsaufkommen schnell abnutze, so die Einschätzung des Ingenieurs. Ein Wall wäre interessant, aber von der Planung her wohl problematisch. Nun überlegt Pilzweger, ob er privat weitere Baumaßnahmen vornehmen kann, die Erleichterung bringen.

Ernst Grömer, Landwirt aus Reding, stellt klar, dass er nicht gegen eine Autobahn ist, sagt aber hinsichtlich des Ausbaus: "Ich finde es nicht gerechtfertigt, wenn man die Autobahn vor die Nase gesetzt bekommt und dann nichts für die Anwohner getan wird. Man muss mit den Steuergeldern nicht nur in Straßen, sondern auch in den Schutz der Menschen investieren. In Tutting wird es ja auch gemacht." Grömer ist überzeugt davon, dass ein Wall helfen könne. "Gerade wenn eh schon gebaut wird, gehört so ein Wall einfach gleich mitgemacht. Der würde viel Lärm schlucken, das sieht man ja auch in Pocking." Von einem Belag erhofft er sich hingegen nicht viel. "Der wurde ja schon mal aufgetragen, das hat nicht geholfen. Und ich hätte mir wirklich sehr gewünscht, dass er hilft." Grömer appelliert: "In diesem Punkt ist jetzt die Allgemeinheit gefragt. Es muss was für unseren Schutz getan werden. Ich setze mich auch als Feuerwehrler für andere ein, es darf auch etwas zurückkommen."

Quelle: Passauer Neue Presse vom 11.12.2021
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Kategorie

Verkehr

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