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15.08.18 –
3,5 Millionen Euro Minus haben die Kreiskrankenhäuser im vergangenen Jahr gemacht (PNP berichtete) – eine Nachricht, die die Mitglieder des Kreistags in der jüngsten Sitzung erstmal verdauen mussten. Kreisrat Toni Schuberl regte daraufhin in der Diskussion erneut eine von den Grünen schon lange gewünschte Kooperation zwischen den Kreiskrankenhäusern und dem Klinikum Passau an, erfuhr jedoch von Seiten des Verwaltungsrats, dass eine "Zusammenarbeit auf Augenhöhe" nach diversen Vorfällen nicht mehr möglich sei. In einem offenen Brief an den Passauer Bürgermeister versucht Schuberl nun, zu vermitteln.
Neben der momentanen finanziellen Schieflage, die überbrückt werden kann, wurde in der Sitzung auch deutlich, dass es in den Kreiskrankenhäusern an Fachpersonal fehlt. Um dem Fachkräftemangel Herr zu werden, forderte Schuberl in der Sitzung, dass sich die Kreiskrankenhäuser um Kooperationen mit dem Klinikum Passau bemühen sollten. "So ließen sich Konkurrenzsituationen entschärfen, was zu Synergieeffekten auf beiden Seiten führen könnte. Die Attraktivität der Standorte könnte so für das Personal massiv gesteigert werden, wenn diese die verschiedenen Spezialbereiche aller Standorte und auch des Klinikums kennenlernen könnten und nicht auf ein kleines Krankenhaus beschränkt wären", rekapituliert Schuberl seine Argumente in einem offenen Brief an den Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper.
"Passau will nicht mit uns kooperieren", erklärte in der öffentlichen Sitzung Werner Mayer, Kreisrat und stv. Vorsitzender des Verwaltungsrats der Gesundheitseinrichtungen. "Man ist nicht bereit, uns auf Augenhöhe zu begegnen", stellte er fest und unterstrich dies mit diversen Beispielen aus der jüngsten Vergangenheit, die letztlich zur Beendigung jeglicher Zusammenarbeit geführt hatten. "Das Klinikum würde als aggressiver Konkurrent auftreten, der aufgrund seiner Größe die Kreiskrankenhäuser an die Wand drücken wolle", schildert Schuberl die Vorwürfe aus der Sitzung in seinem Brief an Dupper. "Es werde durch das Klinikum auch systematisch der Ruf der Kreiskrankenhäuser bei Rettungsdiensten und Personal schlecht gemacht. Und eine früher bestehende Kooperation im Personalbereich habe dazu geführt, dass die Mitarbeiter der Kreiskrankenhäuser massiv vom Klinikum abgeworben worden seien."
Schuberl habe deshalb Landrat Meyer, der auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Gesundheitseinrichtungen ist, gebeten, das Gespräch mit Dupper zu suchen. "Es kann nicht sein, dass in unserer gemeinsamen Region im Gesundheitsbereich eine aggressive Wirtschaftspolitik gegen die Kollegen im Landkreis gemacht wird", so der Grünen-Kreisrat. "Stabile und qualitativ hochwertige Krankenhäuser an mehreren Standorten im gesamten Passauer Land sind für die gesamte Region und damit auch für die Stadt Passau von Vorteil. Und wenn unfaire Praktiken im größeren Stil im Raum stehen, müssen diese Vorwürfe aufgeklärt oder ausgeräumt werden. Es darf hier nicht um Rendite gehen, sondern um die Menschen im gesamten Passauer Land", so Schuberl. "Leider will der Landrat meiner Bitte offensichtlich nicht nachkommen" – deshalb nun der offene Brief mit der Bitte an den Passauer OB, sich seinerseits an den Landrat zu wenden.
Ob Dupper dieser Bitte nachkommen will, bleibt auf Nachfrage der PNP offen. "Die Gesundheitspolitik in unserer Region ist durchaus vielfältig. Unser Anliegen ist es, mit den Gesundheitseinrichtungen und auch mit den niedergelassenen Ärzten eine gute Struktur für die hier lebenden Menschen anzubieten", lässt er wissen. "Wir haben großen Respekt vor den Leistungen der Landkreiskrankenhäuser, weshalb uns selbstverständlich auch an einem partnerschaftlichen Miteinander gelegen ist." Auch Landrat Meyer will sich nicht festlegen, was ein Treffen angeht. "Angesichts der Herausforderungen, die mit der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum verbunden sind, ist die Suche nach Synergien immer ein guter Weg. Allerdings nur dort, wo es auch echte Synergien gibt", teilt er mit.
Am Klinikum Passau indes kann man die Vorwürfe "in keiner Weise nachvollziehen", wie Werkleiter Stefan Nowack erklärt. "Wir haben aktiv keine Kräfte aus diesen Einrichtungen abgeworben. In der jüngeren Vergangenheit war es eher der Fall, dass Mitarbeiter des Klinikums Passau zu den Landkreis-Krankenhäusern gewechselt haben und nicht umgekehrt", sagt er. Seitens des Klinikums würde man sich um ein partnerschaftliches Miteinander mit den anderen Gesundheitseinrichtungen bemühen. "Als Schwerpunktkrankenhaus der Region erfüllen wir jedoch einen anderen Versorgungsauftrag als die Landkreis-Krankenhäuser", gibt Nowack zu bedenken.
Seit Januar habe es zwischen der Werkleitung des Klinikums Passau und der Geschäftsführung der Landkreis-Krankenhäuser keinen konkreten Austausch gegeben. "Wir sind jedoch für klärende Gespräche offen, um mögliche Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Wir würden es sehr begrüßen, wenn OB Jürgen Dupper und Landrat Franz Meyer daran teilnehmen würden."
Quelle: Passauer Neue Presse vom 15.08.2018
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