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05.12.16 –
Mehr Kommunikation ist nötig - das war das Ergebnis eines Ortstermins im Betriebshof der RBO. Auf Initiative des Landratsamts organisierte die Verkehrsgemeinschaft Landkreis Passau (VLP) das Treffen, um über die Situation der Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen und Senioren im ÖPNV zu sprechen.
Der Einladung der stellvertretenden Landrätin Gerlinde Kaupa und des ÖPNV-Beauftragten Manfred Süß folgten knapp 40 Interessenten, unter ihnen viele Seniorenbeauftragte aus dem Landkreis, Mitglieder des Verkehrsausschusses, der Leiter des Kreisjugendamts Franz Prügl, Salzwegs Bürgermeister Josef Putz und Egings Bürgermeister Walter Bauer. Angestoßen hatte das Thema Toni Schuberl, der Landrat Franz Meyer gegenüber die Kritik geäußert hatte, dass es zu wenig Mobilitätsfläche, also Plätze für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen und Rollatoren, in den Bussen gebe. Er forderte mindestens drei solcher Plätze pro Fahrt zu schaffen. Doch die Kritik kam nicht nur aus der Politik: Vermehrt haben sich in den letzten Monaten betroffene Personengruppen über Probleme im ÖPNV beschwert (PNP berichtete).
Josef Maierhofer von der RBO warb vor allem für gegenseitiges Verständnis. "Schüler wollen Sitzplätze, Senioren einen einfachen Einstieg, Familien einen Platz für den Kinderwagen", sagte er "das ist schwierig alles in einem Bus zu vereinen". Zudem gebe es einige rechtliche Vorgaben, die die Gestaltung des Busses einschränken.
Ungefähr zehn Jahre fährt ein Bus bei der RBO, bis er durch eine neuere Version ersetzt wird. Insgesamt sind 150 Fahrzeuge auf 68 Buslinien im VLP-Gebiet im Einsatz, die täglich 15000 Fahrgäste befördern. Drei Viertel davon sind Schüler. Müssen Schüler jedoch auf der Busfahrt stehen, beschweren sich die Eltern. Und hier liegt das entscheidende Problem: Denn je mehr Sitzplätze es gibt, desto weniger Mobilitätsfläche ist möglich und umgekehrt.
"Ein Bus hat nun einmal nur begrenzt Platz und die entscheidende Frage ist, wie man ihn nutzt", so Maierhofer. Diese Entscheidung sei auch von der Strecke abhängig. Auf einer Linie, die 90 Prozent Schüler befördert, sei es sinnvoll, Reisebusse, die mit Abstand am meisten Sitzplätze haben, einzusetzen. Auch die durchschnittliche Fahrtstrecke hat Auswirkungen auf die Busbeschaffenheit: Ist es im Stadtgebiet, wo die durchschnittliche Fahrtlänge drei Kilometer beträgt, in Ordnung, einige Minuten zu stehen, ist die Fahrtlänge im Landkreis im Schnitt fast 17 Kilometer lang und damit das Bedürfnis nach einem Sitzplatz sehr viel höher. "Wir wollen alle Fahrgäste bedienen", sagt Maierhofer, "wir sind schlicht und ergreifend auf die Fahrgeldeinnahmen angewiesen und müssen deshalb auf die Bedürfnisse aller eingehen." Drei Busarten stellte Maierhofer vor, die zur Flotte der RBO gehören: einen Reisebus, einen Niederflurbus Standard 2013 und einen Niederflurbus Standard 2017. Die in der Halle ausgestellten Busse konnten von den Besuchern besichtigt und genau unter die Lupe genommen werden. Maierhofer erklärte: "Am Ende sind wir auch von der Industrie abhängig. Wir müssen das kaufen, was es auf dem Markt gibt." Er sei beispielsweise nicht ganz glücklich mit der Umsetzung neuer gesetzlicher Vorgaben in den Niederflurbussen.
Dirk Wildt, Kreisvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und stellvertretend für Initiator Toni Schuberl anwesend, stellte die grundsätzliche Frage, warum die Industrie derart wenig flexible Lösungen anbietet. "In jedem zweiten Auto ist es mittlerweile möglich Sitze schnell auszubauen oder ebenerdig im Boden zu versenken. Warum geht das nicht im Bus?", fragte er. Es müsse doch in der heutigen Zeit technisch möglich sein, solche Lösungen praxistauglich umzusetzen. Er fordert Politik und Industrie dazu auf, sich mit möglichen konzeptionellen Änderungen auseinanderzusetzen.
Die Vertreter von RBO und VLP zeigten sich dankbar für die Vorschläge, bemerkten aber, dass das nur langfristige Lösungen sind. "Bis solche Anregungen bei uns ankommen, diese durchdacht und umgesetzt sind und der Bus dann fertig bei uns im Hof steht, dauert es eine ganze Zeit", sagte Maierhofer. Auch die stellvertretende Landrätin Gerlinde Kaupa mahnte, dass es nicht nur um Wünsche gehe, sondern auch um die Frage, was überhaupt technisch, rechtlich und wirtschaftlich umsetzbar ist. Maierhofer erklärte zudem: "Für uns sind diese Probleme relativ neu. Beschwerden von Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrern bekommen wir noch nicht sehr lang." Manfred Süß vom Landratsamt merkte an, dass die Anzahl der transportierten Rollstuhlfahrer grundsätzlich recht niedrig sei. Die Gäste warfen die Frage auf, was in diesem Fall was bedingt. Denn viele Personen, die Mobilitätsfläche benötigten, versuchten gar nicht erst, sich mit dem ÖPNV fortzubewegen. Genau so etwas müsse künftig stärker kommuniziert werden, sagte Süß. VLP und Landratsamt könnten nur die Probleme beheben, die ihnen gemeldet würden. "Man muss es also irgendwie schaffen, dass Bedürfnisse und Anregungen der Fahrgäste bei der Verkehrsgemeinschaft, der Industrie und der Politik ankommen."
In diesem Punkt waren sich schlussendlich alle Seiten einig: Man muss Kommunikationswege finden, die es Herstellern, VLP, Busfahrern und Fahrgästen erlauben, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 03.12.2016
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