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22.10.20 –
Über den Zustand des Waldes im "Marterbergholz" bei Sandbach haben sich Mitglieder von BN90/Grüne aus Passau Stadt und Land gemeinsam mit der Grünen Jugend Passau und Vorstandsmitgliedern vom Bund Naturschutz informiert. Anlass des Spaziergangs sind Pläne, das rund 38 Hektar umfassende Waldgebiet, das dem Kloster Schweiklberg gehört, zu pachten und zu roden, um dort großflächig Kies abzubauen.
Die Spaziergangsteilnehmer stellten fest, dass der Wald in keiner Weise ein "nur vom Borkenkäfer geschädigter, wertloser Wald" sei, wie unlängst suggeriert worden sei. Vielmehr sei eine Naturverjüngung zu sehen mit natürlichem Aufwuchs, z.B. von Eichen, Kiefern und Tannen, die an vielen Stellen bereits großflächig zwischen den Fichten stehen. Förster Michael Held, der die Spaziergänger begleitete, erläuterte, dass der noch verbliebene Fichtenbestand, der früher im Interesse einer ausschließlich wirtschaftlichen Nutzung des Waldes gepflanzt worden war, für diese Lage nicht geschaffen sei, weshalb er nun Borkenkäferbefall und Stürmen nicht mehr standhalten könne. Der nachwachsende Mischwald-Baumbestand hingegen zeige sich vielfältig und robust, also genau richtig in Zeiten von zunehmender Erderwärmung und fortschreibendem Artensterben. "Ein echter Zukunftswald eben", schwärmte Held und fuhr fort: "Hier, südlich der Donau, ist jedes einzelne Stückchen Wald erhaltenswert."
Abgesehen von Wald- und Klimaschutzgründen sei der Einsatz für den Erhalt des Waldes gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz in der Region. "Das Gebiet liegt in unmittelbarer Nähe von Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebieten, in denen bereits äußerst seltene Tierarten, wie z.B. der Schwarzstorch, der Schwarzspecht, der Wendehals und verschiedene Fledermausarten nachgewiesen wurden – und diese brauchen ein größeres zusammenhängendes Waldgebiet, wo sie brüten und Nahrung finden können", erläuterte Helgard Gillitzer vom Bund Naturschutz. Die geplante Kiesgrube würde dieses letzte zusammenhängende größere Waldgebiet südlich der Donau, welches ohnehin durch die Umgehung von Vilshofen in Mitleidenschaft gezogen werde, zusätzlich zerschneiden und so den Lebensraum der geschützten Tiere schädigen.
"Es wird endlich Zeit, dass wir mit dem Klima- und Artenschutz vor Ort konsequent ernst machen, anstatt bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus Profitgier wertvolle Naturräume unwiederbringlich zu zerstören", erklärte der Organisator der Wanderung Frederic Müller von den Grünen Land. "Es gibt klar zugewiesene Abbauflächen für Kiesabbau im Regionalplan Donau-Wald und dieses Gebiet hier ist weder als Vorranggebiet, noch als Vorbehaltsgebiet für Bodenschätze gelistet", ärgerte er sich. Deshalb wurde auch bereits eine offizielle Anfrage bei der Regierung von Niederbayern gestellt, um zu klären, ob die Pläne zum Kiesabbau in diesem sensiblen Gebiet dort überhaupt bekannt sind – und ob diese tatsächlich den Zielen der Regierung entsprechen.
Alarmierend für alle Beteiligten war die Beobachtung, dass im Gegensatz zu den Aussagen des betreffenden Unternehmers vor Ort bereits Probebohrungen stattfinden, um die Mächtigkeit der Kiesdecke zu erkunden. "Das zeigt, dass wirklich dringend Handlungsbedarf besteht, um zu verhindern, dass das wertvolle Waldgebiet der Profitgier zum Opfer fällt", stellte Kouros Mozafarian, Vertreter der GJ Passau, fest.
Der Appell der Grünen und der Grünen Jugend, den Wald unangetastet zu lassen, richtet sich nicht nur an die Regierung und die Firma Groß, sondern auch an die Klostergemeinschaft in Schweiklberg: "Wie kann es sein, dass die Benediktiner hier vor Ort – trotz der eindeutigen Aufforderung unseres Papstes in der Enzyklika Laudato Si sich für den Erhalt unserer Schöpfung einzusetzen – so zukunftsfern handeln?" fragte Frederic Müller. Er hofft, dass sich in naher Zukunft noch viele Vilshofener Bürger den Erhalt des Marterbergholzes einsetzen.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 19.10.2020
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