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02.07.21 –
Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, scheut sich nicht vor unbequemen Meinungen und ist stets eine laute Fürsprecherin für Umwelt- und Klimaschutz gewesen. Nun macht sie Schluss mit der Politik. Halo Saibold, Mitglied der Grünen-Fraktion im Kreistag, legt ihr Mandat nieder. Dies teilte die Aldersbacherin Landrat Raimund Kneidinger am Wochenende mit. Für ihren Entschluss führt die 77-Jährige gesundheitliche Gründe an.
"Mit einem lachenden und einem weinenden Auge" teile sie ihm mit, dass sie zum 30. Juni aus dem Kreistag ausscheiden möchte, schrieb Halo Saibold an den Landrat. Die Niederlegung des Mandats muss vom Kreistag noch formell bestätigt werden. Das Plenum tagt am 26. Juli wieder. Erst im März 2020 war Halo Saibold von den Bürgerinnen und Bürgern zum vierten Mal in den Kreistag gewählt worden. Doch: "Im letzten Jahr bekam ich zweimal einen deutlichen Wink mit dem Zaunpfahl, dass auch mich das Alter nicht verschont", schildert sie dem Landrat ihre Beweggründe.
1990 zog die Wahl-Aldersbacherin zum ersten Mal in den Kreistag ein und wurde 1996 wiedergewählt. Nach einer Pause kehrte sie 2014 ins Plenum zurück. In ihren insgesamt 19 Jahren im Kreistag erlebte sie drei Landräte: Hanns Dorfner, Franz Meyer und nun Raimund Kneidinger. Ihm wünscht sie "eine ,glückliche Hand‘, viel Mut und Kraft für deine nächsten Amtsjahre".
Er habe ihre Ankündigung "mit Bedauern aufgenommen", teilt Kneidinger mit. In seiner Antwort an die scheidende Kreisrätin äußert er Verständnis und Dankbarkeit: "Diese Entscheidung ist dir sicherlich nicht leicht gefallen. Ich möchte dir auf diesem Wege gute Besserung wünschen und mich für deinen Beitrag zur Arbeit der Kreisgremien bedanken." Diesem Dank und den guten Wünschen schließt sich auch Altlandrat Franz Meyer an. "Wir haben oft leidenschaftlich über Politik diskutiert, das ist ein Zeichen lebendiger Demokratie. Trotz der oft unterschiedlichen Sichtweisen, ist man sich aber immer mit Respekt begegnet", sagt Meyer auf PNP-Anfrage. "Alles Gute, Halo."
Grünen-Fraktionssprecher Eike Hallitzky äußert Verständnis für die "Vernunftentscheidung" Saibolds, auch wenn er sie "bedauerlich" findet. "Halo ist politisch mit allen Wassern gewaschen, aber auch selbst gewaschen worden", sagt er über die Aldersbacherin, die in Debatten schon mal die Ellbogen ausfahren kann, aber auch selbst einstecken musste. Das schreckte sie nicht ab. "Sie ist eine leidenschaftliche Politikerin, die in der Fraktion eine Lücke hinterlassen wird", sagt Eike Hallitzky.
Es wird nun ruhiger werden um die 77-Jährige, aber sicher nicht leise. "Es gibt noch genügend Möglichkeiten", sagte sie gestern. Sie wolle sich weiter beim Bürgerforum und vielleicht in der 3.-Welt-Arbeit einbringen, außerdem möchte sie weiterhin Bürgerinitiativen unterstützen, zum Beispiel jene, die sich gegen den Kiesabbau in Marterberg stark macht. Ihr Kreistagsmandat legt sie nieder, nicht aber ihre Überzeugungen und ihre direkte Art. "Ich habe mich mehr als die Hälfte meines Lebens mit diesen Dingen befasst. Man muss sagen, was Sache ist."
Halo Saibold engagiert sich seit den 1970er Jahren für Klima, Umwelt und Natur. Prägen sollte sie vor allem eine fünfmonatige Reise, die sie bis nach Afghanistan führte. "Dort habe ich erlebt, mit wie wenig man glücklich sein kann." Ihr Fokus verschiebt sich. 1977 tritt die Gesundheitsberaterin dem Bund Naturschutz bei und wurde Gründungsmitglied der Grünen – ein Schritt, den Saibold vor allem auf die bekannte Friedens- und Umweltaktivistin Petra Kelly zurückführt, die mehr Frauen in der Politik forderte. Zusammen mit Kelly saß Halo Saibold, die 1978 nach Niederbayern zog, auch im Bundestag – insgesamt von 1987 bis 1998. 1999 trat sie aus Protest gegen die Auslandseinsätze der Bundeswehr, insbesondere die Beteiligung am Kosovokrieg, aus der Partei aus.
Kommunalpolitisch blieb sie den Grünen erhalten. Nachdem sie aus Enttäuschung über die politische Entwicklung einige Jahre ohne Mandat blieb, merkte sie bei der Bürgerbeteiligung für das Klimaschutzkonzept des Landkreises: "Es kommt allmählich bei den Leuten an, wofür wir kämpfen." Sie bekam wieder Lust auf Politik und kehrte 2014 in den Kreistag zurück. Mit klaren Worten, Leidenschaft und Hartnäckigkeit kämpfte sie für ihre Themen.
Dann kam die Pandemie. Der ungewohnt ruhige Alltag ohne Termine und die Zeit zuhause zeigten ihr: "Ich kann auch ohne Kommunalpolitik leben." Nach einem Monat reiflicher Überlegung zieht sie nun ihrer Gesundheit zuliebe einen Schlussstrich. Ihre Wünsche für die Fraktionskollegen im Kreistag sind so kämpferisch, wie man Halo Saibold kennt: "Kritisch bleiben, nicht entmutigen lassen und sich trauen den Mund aufzumachen."
Quelle: Passauer Neue Presse vom 29.06.2021
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