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18.05.17 –
Viel dramatischer als in den schlimmsten Prognosen stellt sich die CO2-Problematik weltweit dar, wie der Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Eike Hallitzky, bei einem Informationsabend der Kreistagsfraktion seiner Partei betonte. "Deutschland galt mal als Klimaschutz-Vorreiter", unterstrich er und monierte, dass die Produktion von erneuerbarer Energie abgeregelt werde, weil die Nutzung fossiler Energieträger wie Stein- und Braunkohle weiterlaufe. Ein Lichtblick sind da die Aktivitäten des Landkreises Passau, die dessen Klimaschutzbeauftragter Peter Ranzinger aufzeigte.
"Ja, natürlich", lautete Ranzingers spontane Antwort auf die von Eike Hallitzky etwas zaghaft gestellte Frage, ob er denn mit einem E-Auto zu dem Informationsabend im Steinreuther Hof bei Bad Füssing gekommen sei. Allerdings fanden – mit elektrisch, benzin- oder dieselbetriebenem Fortbewegungsmittel angereist – insgesamt nur zehn Teilnehmer einschließlich der Organisatoren den Weg zum Veranstaltungsort. Darunter der Passauer Stadtrat Boris Burkert, der wegen der letzten und allzu frühen Rückfahrmöglichkeit um 21.30 Uhr vergeblich versucht hatte, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen. Eine Mitfahrgelegenheit war seine persönliche Alternativ-Lösung.
Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten: "Der Mobilitätsbereich frisst die CO2-Einsparung im Moment auf", bemängelte Burkert. Sein Parteifreund Hallitzky forderte vehement ein, den ÖPNV verstärkt unter Klimaschutz-Gesichtspunkten zu sehen. "Hier gibt es noch Riesenbaustellen", hob der Landesvorsitzende hervor. Es sei ein Anachronismus, dass nach wie vor kein Bus-Kombi-Ticket zwischen der Stadt Passau und dem Landkreis existiere.
Doch nicht nur Schreckensszenarien – wie das vom steigenden Meeresspiegel aufgrund des Abschmelzens der Polkappen – oder Negativ-Fakten wie der 80-prozentige Verlust der Insekten-Biomasse prägten die Stimmung bei dem Grünen-Treffen mit einer Reihe von Verbal-Angriffen auf die CSU-Staatsregierung, die nach Hallitzkys Überzeugung mit ihrer 10H-Regelung – den Mindestabstand von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung betreffend – den "Tod der Windkraft in Bayern" besiegelt hat. Auch Lob gab es – beispielsweise für Autobauer BMW und dessen Anstrengungen bei der E-Mobilität und auch für die öffentliche Hand, allen voran den Landkreis Passau mit seinen Aktivitäten.
"Wir brauchen Menschen vor Ort, die das umsetzen, wie zum Beispiel Klimaschutz-Konzepte und die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Liegenschaften", mahnte Eike Hallitzky, der als Losung formulierte: "Vernünftige Energiepolitik braucht die Grünen." Die Arbeitsgemeinschaft Klimaschutz im Passauer Kreistag wäre undenkbar gewesen ohne die Initiative des ehemaligen Kreisrats Dr. Anton Huber. Jetzt sei es großes Glück, mit Peter Ranzinger einen Klimaschutzbeauftragten zu haben, "der auch privat dafür brennt".
Der Angesprochene verwies stolz auf die Ausnahmestellung des Landkreises, in dessen Auftrag sich drei Kräfte dieser Thematik annehmen. Bereits 2008/09 sei mit der Erarbeitung des Energiemanagements begonnen worden, 2011 sei ein Klimaschutzkonzept erstellt worden, das über die inzwischen vier Gemeindeverbünde für "Integrierte Ländliche Entwicklung" – kurz ILE – vollflächig Verbreitung finde. Auf Basis der Selbstverpflichtung im europaweiten Klimabündnis, dem 14800 vergleichbare Partner-Kommunen angehörten, sei 2014 die CO2-Bilanz fortgeschrieben worden.
Die harten Fakten allerdings stimmten die Zuhörer eher nachdenklich. Ein Knackpunkt: Dem rasanten Anstieg bei der Produktion erneuerbarer Energie – vor allem dank der enorm wachsenden Anzahl von Photovoltaikanlagen – steht ein ebenso sprunghaftes Plus bei den Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen im Landkreis gegenüber. "Annähernd gleich geblieben" ist nach Ranzingers Worten die CO2-Emission pro Landkreisbürger, die mit einem Jahreswert von 9,3 Tonnen unter dem deutschlandweiten Mittel von 9,8 Tonnen pro Kopf und Jahr liegt.
Als entscheidendes Kriterium für die Zukunft erachtete der Experte des Landratsamts den Sektor Wärme, verbunden mit dem notwendigen Wechsel des Energieträgers gemäß dem Zauberwort "Solarthermie". Nicht zuletzt wegen des Vormarschs der Photovoltaik ist für diesen Zweck Öko-Strom im Überfluss vorhanden, wie Peter Ranzinger andeutete. Ein Weg in seinen Augen: Anstelle des "Dämm-Wahns" bei Altbausanierungen künftig mit Solar-Energie heizen und so CO2 einsparen.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 18.05.2017
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