Bündnis 90/Die Grünen

Landkreis Passau

Glyphosat: Grüne dagegen, Bauern dafür

Kontroverse Diskussion mit MdL Rosi Steinberger und Anton Huber nach Brauerei-Besichtigung - EU entscheidet heute

19.05.16 –

Haselbach. Ist Glyphosat krebsverdächtig oder unbedenklich? Wie erwartet haben darüber Grünen-MdL Rosi Steinberger und Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband (BBV) kontrovers diskutiert in Gaißingers Gasthof. Der Titel: "Hefe, Hopfen, Glyphosat - Reinheitsgebot nur noch mit Bio-Bier?" Veranstalter waren die Kreis-Grünen.

Während die Grünen-Vertreter dafür plädierten, das Pestizid vom Markt zu nehmen, bis zweifelsfrei geklärt ist, dass es keinen Krebs verursacht, sprach sich der BBV-Vertreter für die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat in der Landwirtschaft aus. Die EU entscheidet am heutigen Donnerstag darüber.

Verbraucherschutz ist höchstes Gut

"Glyphosat wird mittlerweile in der Muttermilch, im Urin von Menschen und im Bier großer Brauereien nachgewiesen", erklärte Kreisvorsitzender Dirk Wildt vor rund 50 Teilnehmern, darunter Grünen-Landesvorsitzender Eike Hallitzky, Bezirksvorsitzende Mia Pöltl, die Kreisräte Halo Saibold und Walter Dankesreiter, Salzwegs 3. Bürgermeister Christian Domes und der Passauer Stadtrat Stefan Bauer. "Die Bundesregierung ist sich nicht mehr einig, ob sie dem europäischen Genehmigungsverfahren zustimmt oder sich enthält, was einer Ablehnung der Neuzulassung gleichkommt", so Dirk Wild. Er wollte die Gründe wissen.
Kontroverse Ansichten vertreten Anton Huber (v.r.) und Rosi Steinberger beim Thema Glyphosat. Moderiert wurde die Diskussion von Dirk Wildt.

"In Deutschland sind zuerst alle dafür gewesen, den Wirkstoff Glyphosat auf europäischer Ebene weiter zuzulassen", antwortete Anton Huber, Referent für Getreide- und Ölsorten beim BBV. Nur die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei dagegen, während das Joint Meeting for Pesticide Residues (JMPR) der WHO ebenfalls dafür sei. Jetzt zwinge die SPD die Bundesregierung dazu, sich zu enthalten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) habe kein Glyphosat in der Muttermilch gefunden. "Die Mütter werden verunsichert. Das ärgert mich." Er forderte eine ehrliche Diskussion. Glyphosat werde zur konservierenden Bodenbearbeitung eingesetzt, um mit wenig Aufwand schnell Äcker bestellen zu können. "Ohne Glyphosat muss man zurück zu alten Methoden, mehr pflügen."

Wie Rosi Steinberger erklärte, habe die grüne Bundestagsfraktion die Untersuchung von Muttermilch in Auftrag gegeben. Sehr geringe Spuren von Glyphosat seien nachgewiesen worden. Die IARC habe Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. "Das ist die zweithöchste Warnstufe. Ein Stoff, bei dem man nicht sicher ist, ob er krebserregend ist, hat nichts in Muttermilch oder Urin zu suchen", stellte die Abgeordnete klar. Glyphosat sei das meistverwendete Pestizid in Deutschland. Rund 40 Prozent der Äcker würden damit behandelt. Bei 70 Prozent der Bevölkerung sei Glyphosat im Blut. Das Umweltbundesamt habe zudem gewarnt, dass Glyphosat sich negativ auf die Artenvielfalt auswirkt. "Verbraucherschutz ist höchstes Gut. Bei Zweifeln an der Ungefährlichkeit eines Produkts darf es in der EU so lange nicht zugelassen werden, bis diese ausgeräumt sind", meint die Grünen-Politikerin.

In der Diskussion ging es um Fehlbildungen bei Kindern und Tieren in Südamerika, wo Glyphosat massiv eingesetzt wird. "Es wird dort mit dem Flugzeug ausgebracht. Das ist nicht vergleichbar", entgegnete Anton Huber. "Auch die Langzeitfütterung französischer Wissenschaftler bei Ratten hat zu dramatischen Veränderungen geführt", entgegnete Rosi Steinberger.

"Glyphosat lässt sich in der Landwirtschaft durchaus vermeiden mit Fruchtfolge und pflügen", betonte Biobauer Walter Dankesreiter auf eine Zuhörerfrage. Er sei gezwungen, Glyphosat bei Zwischenfrucht einzusetzen, entgegnete ein konventioneller Landwirt. Er habe sich schulen lassen und könne das Mittel nur mit Ausweis kaufen. "Privatleute könnten es ohne Ausweis kaufen", wandte Eike Hallitzky ein. Bienen würden durch Glyphosat die Orientierung verlieren, schilderte Christian Domes. Ein Biobauer kritisierte, dass Bauern-Präsident Joachim Rukwied im Aufsichtsrat des "Forums moderner Landwirtschaft" sitzt und die Interessen von Pestizid-Herstellern wie Monsanto vertritt.

Handwerk in der Mikro-BrauereiDer Diskussion ging eine Besichtigung der Bio-Brauerei Thomasbräu voraus. Thomas Stockbauer-Muhr führte durch seine handwerklich ausgerichtete "Mikro-Brauerei", die er in der ehemaligen Schlossbrauerei Haselbach eröffnet hatte. Sein Braumalz komme aus einer Biomälzerei in Österreich, der Hopfen von zertifizierten Bauern, das Wasser aus der Quelle der einstigen Schlossbrauerei, die gentechnikfreie Hefe von befreundeten Brauereien. Für sein "Craftbeer" benötigt er Spezialhopfen, der nur aus konventionellem Anbau erhältlich ist. − tw

Quelle: Passauer Neue Presse vom 19. Mai 2016
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