Bündnis 90/Die Grünen

Landkreis Passau

Es fehlt der Nachwuchs - an Hebammen

Geburtshilfe Rotthalmünster für Berufsanfängerinnen unattraktiv - Podiumsdiskussion der "Storchenretter". Grüner Fraktionsvorsitzender schlägt Hebammen-Schule für die Region vor.

21.03.16 –

Von Bernhard Brunner

Kößlarn/Rotthalmünster. An fehlendem Nachwuchs kränkelt die am 1. Dezember stillgelegte Geburtshilfestation des Krankenhauses Rotthalmünster - nicht aufgrund rückläufiger Geburtenraten, sondern wegen des schwindenden Interesses von Hebammen an dem Standort. Dies ist eine Erkenntnis aus der Podiumsdiskussion der Initiative "Der Storch soll wieder in Rotthalmünster landen" am Freitag in Kößlarn. Werner Mayer vom Verwaltungsrat des Krankenhausträgers erklärte wiederholt, dass es eine Wiedereröffnung der Abteilung nur mit einem Kooperationspartner geben wird. "Und daran arbeiten wir", versicherte er.

Hoffnung auf ein konkretes Datum

65 Zuhörer hatte die rührige Initiative für die Veranstaltung im Gasthaus Bimesmeier-Eichler mobilisiert. "Wir erhoffen uns konkrete Antworten, am besten ein konkretes Datum", formulierte Katrin Kopschitz eingangs als Wunsch. Dirk Wildt, Kreisvorsitzender der Grünen und Moderator, schickte als Ergebnis seiner telefonischen Recherchen beim Bayerischen Gesundheitsministerium hinterher, dass die Abteilung im Krankenhaus-Plan für den Freistaat durchaus enthalten sei.

Als Hauptproblem skizzierte Hebamme Diane Mohrhauer die Tatsache, "dass wir keine Hebammen bekommen." Als sie selbst 2007 - nach der Schließung der Geburtshilfe am Krankenhaus Vilshofen - in Rotthalmünster angefangen habe, seien dort mit ihr sieben Hebammen bei durchschnittlich 300 Geburten pro Jahr tätig gewesen. Während die Zahl der Entbindungen in Rotthalmünster massiv gestiegen sei, habe es Weggänge bei den Hebammen gegeben, bis nur noch drei übrig waren.

Alles versucht zu haben, auch mit Inseraten im In- und Ausland, um Kolleginnen zu finden, beteuerte die Hebamme. Doch es sei "extrem schwierig", gerade frisch ausgebildeten Nachwuchs für ein kleines Krankenhaus wie Rotthalmünster zu bekommen. Ein weiterer Knackpunkt: "Eine Hebamme muss in einem kleinen Haus Vollzeit arbeiten, um gut zu verdienen." Doch viele bevorzugten aus familiären Gründen eine Teilzeitbeschäftigung. Im Sommer 2015 hätten die verbliebenen Hebammen dann angekündigt, ihre Tätigkeit zum Jahresende aufzugeben, wenn sich an der personellen Situation nichts ändere.

Die Folge war laut Aussage von Werner Mayer die Schließung der Abteilung - wegen des Arbeitgeberwechsels der Hebammen, wie er sagte. "Wir bräuchten sechs Hebammen", hob der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende hervor, nach dessen Worten eine Station ab 600 bis 700 Geburten pro Jahr rentabel ist. "Und davon sind wir weit weg", fügte Mayer hinzu, der die Summe der Geburten in Stadt und Landkreis auf zuletzt 2000 bezifferte, davon knapp 400 in Rotthalmünster.

Der Kreisrat erwähnte auch die mit dem Chefarzt ins Auge gefasste Interimslösung für die Abteilung durch die Reaktivierung früherer Hebammen. Dass der ärztliche Direktor des Krankenhauses sich geweigert habe, die medizinische Verantwortung dafür zu übernehmen, und das Konzept dadurch scheiterte, brachte eine betroffene langgediente Hebamme in Rage. Vor allem durch die Gegenargumentation mit fehlender Kompetenz fühlte sie sich in ihrer Berufsehre gekränkt, sprach von einer "echten Frechheit" und wetterte in erster Linie gegen die Krankenhaus-Geschäftsführung.

Der Rotthalmünsterer Standesbeamte Erwin Krompaß warf der Geschäftsführung mangelndes Interesse an der Fortführung der Geburtshilfe vor. Kreisrat Eike Hallitzky, Landesvorsitzender der Grünen, gab Krompaß "in gewisser Weise" Recht und führte einen neuen Aspekt an: "Wir brauchen eine Hebammenschule in der Region."

"Wir kämpfen mit allen Mitteln"

Noch weiter holte Roman Martynez von der Gewerkschaft ver.di aus: Er unterstellte der Bundesregierung, die Krankenhaus-Landschaft bewusst auszudünnen. Deutschland habe europaweit die rote Laterne, was die Personalausstattung der Kliniken betreffe. "Nur Spanien ist noch schlechter", unterstrich er.

"Wir kämpfen im Verwaltungsrat mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln für die Wiederbelebung", wandte sich Rotthalmünsters Bürgermeister Franz Schönmoser insbesondere an die "Storchenretter" und nannte als erklärtes Ziel, die Geburtshilfe wieder zu starten und keinesfalls an der Frage des finanziellen Defizits scheitern zu lassen. Es gebe "momentan intensivste Gespräche und Verhandlungen" mit Kooperationspartnern, so Schönmoser, was Werner Mayer bestätigte.

Kämpferisch, aber auch gesprächsbereit gab sich zum Schluss Katrin Kopschitz von der Initiative, die eine Woche vor der Podiumsdiskussion Listen mit weit über 6000 Unterschriften für den Erhalt der Geburtshilfestation an Landrat Franz Meyer, zugleich Verwaltungsratsvorsitzender der Krankenhaus-GmbH, überreicht hatte: "Wir geben nicht auf, bis sie wieder offen ist."

Quelle: Passauer Neue Presse 21.03.2016
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Kategorie

Gesundheit

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