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08.09.18 –
Bad Füssing. Intensive Sonneneinstrahlung, extreme Hitze und Wassermangel – das Klima von Wüstengebieten macht es ihren tierischen Bewohnern sowie der Pflanzenwelt wahrlich nicht einfach, sich anzupassen, geschweige denn zu überleben. Und doch ist die Sahara mehr Ökosystem als so mancher Boden der vielen Maisfelder in der Region. Denn auch hier sei nur wenig Leben möglich – dies verdeutlichte Dr. Helgard Reichholf-Riehm bei ihrem Vortrag "Klimawandel und Artenvielfalt" beim Info- und Diskussionsabend des Passau-Land-Kreisverbandes der Grünen. Dabei nahm die freiberufliche Biologin die heimischen Gefilde, vor allem den Kurort, genauer unter die Lupe und legte erschreckende Tatsachen zu Tier und Umwelt offen.
"Der Klimawandel wird für Bad Füssing eine ökologische Herausforderung", so Dr. Helgard Reichholf-Riehm, die bereits seit 1965 in Aigen am Inn lebt und Ökosystemforschung und Naturschutz an den Innstauseen und am Unteren Inn betreibt. In Niederbayern, mittlerweile dem "Land des Maises", wie es die freiberufliche Biologin beschreibt, "hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles verändert". Das weiß Reichholf-Riehm aus eigenen Beobachtungen zu erzählen und mit zahlreichen Fotos den rund 50 Interessierten, die auf Einladung des Landkreis-Grünen-Vorsitzenden Dirk Wildt und Organisatorin Brigitte Steidele in den Steinreuther Hof gekommen sind, anschaulich aufzuzeigen. Anton Schuberl, der niederbayerische Grünen-Landtags-Direktkandidat, erläuterte zudem die Klimasituation in Bayern und warnte vor dem "Massensterben" der Tiere, das begonnen habe.
Der Naturschutz liegt Dr. Helgard Reichholf-Riehm am Herzen, das merkt man. Bestimmt und mit viel Herzblut hält sie ihren Vortrag: "Früher gab es viele natürliche Blumenwiesen und Waldflächen, wichtige Lebensräume, die nun aber weichen mussten", so die Biologin. Ihrem Ärger über das Verhalten vieler Bürger heutzutage, aber auch über die Verantwortlichen des Kurorts macht sie Luft. Sie zeigt Bilder aus der Region, von der Landschaft und den hiesigen Gärten, zeigt, wie einfach es sich gemacht wird und wie viel sich verändert hat. Gabionen, Steingärten, zugepflasterte Höfe, kahle Straßenränder und übermähte Wiesen – stets nach dem Motto: Es soll ja nichts wachsen, das macht nur Arbeit. Hinzu kämen die vielen Maisfelder, auf die die Landwirtschaft, auch aufgrund falscher Anreize und Förderungen der Regierung, heutzutage nun mal angewiesen sei. Dabei brauche der Kurort blühende Wiesen und naturnahe Felder, um die Artenvielfalt zu fördern, und Bäume, die im Sommer Schatten und Kühlung spenden. Was die Naturschützerin besonders fuchsig macht: "Für die Kurgäste gibt es eine heile Welt" – innerhalb Bad Füssings werde "für alles gesorgt". So gebe es im Kurort Insektenwiesen, schattige Alleen und blühendes Straßengrün – das benötige auch das Umland. Aus diesem Grund fordert sie, dass in den Begrünungsplan auch Aigen, Egglfing, Irching, Aufhausen und Hart integriert werden, um nachhaltig zu agieren. "Bad Füssing kann zwar nicht die Welt retten, aber dem Temperaturanstieg und dem Artensterben in der Region kann entgegengewirkt werden", so die Biologin.
"Dieser Sommer war so heiß und trocken wie nie zuvor", führt sie aus. Dabei wäre der Juli gerade einmal 1,8 Grad Celsius wärmer gewesen als im Durchschnitt. "Nun stellt euch mal vor, wie heiß es wäre, wenn es vier Grad wärmer gewesen wäre", sagt sie in die Runde im Steinreuther Hof. Denn auch mit Erreichen der Ziele des Pariser Klimaschutz-Abkommens – das dafür sorgen will, dass die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit beschränkt wird – könnten die vier Grad plus auf Bayern aufgrund des leicht kontinentalen Klimas zukommen, wie zuvor Toni Schuberl erklärte.
Hinsichtlich des Artensterbens seien auch Maßnahmen wie die Flurbereinigung zu nennen, da durch diese viele Lebensräume verschwunden sind. Seit den 1960er Jahren, so Reichholf-Riehm, seien Millionen von Tieren ge- und zahlreiche Arten ausgestorben: Wiedehopf, Uferschnepfe, Bekassine – das seien nur einige der Vogelarten, die nicht mehr heimisch seien in Bad Füssing, ebenso wenig wie das gemeine Blutströpfchen, ein Falter, der Mistkäfer und der Schwalbenschwanz.
"In Zukunft wird vor allem die Hitze ein Problem für Bad Füssing werden", erklärt Dr. Reichholf-Riehm und appelliert, dass jeder darüber nachdenken sollte, "was er ändern kann, auch wenn es nur im Kleinen ist".
Melissa Draa
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