Bündnis 90/Die Grünen

Landkreis Passau

Die Enthusiastische

Der Landkreis Passau bekommt einen neuen Landrat, sieben Kandidaten stellen sich zur Wahl. Die PNP stellt sie in Porträts vor.

14.02.20 –

Wer Veronika Fischl besuchen möchte, muss an Rocky vorbei. 45 Kilo Flauschigkeit stürzen auf den Besucher zu, wenn er an der Haustür der Grünen-Politikerin in Albersdorf klingelt. Dabei ist Rocky zwar durchaus riesig, nach stürmischer Begrüßung aber dann doch eher von der gemütlichen Sorte. Ganz anders die Hundebesitzerin, die laut und lebhaft redet, viel mit den Händen beschreibt, voller Energie und Tatendrang jede Herausforderung anpackt.

Die 32-jährige Landratskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, die sich nur im alleroffiziellsten Fall als Veronika Fischl vorstellt, in der Regel aber viel lieber "die Vroni" ist, ist zwar kein grünes Urgestein, vertritt die Positionen aber mit Enthusiasmus. "Ich will das frische Blut bei den Grünen sein", sagt sie und die Sätze sprudeln nur so aus ihr heraus: "Ich will einen Aufbruch, ich greife an, ich bin die Spitzenkandidatin und ich will Landrätin werden." Sie muss selbst lächeln, als sie sich so in Schwung redet. "Ich bin eben mit ganzer Seele dabei, wenn ich von etwas begeistert bin", sagt sie.

Mitglied in der Partei ist sie seit etwas über einem Jahr – und hat es mit ihrer offenen Art geschafft, in kürzester Zeit auf Platz eins zu landen. Hinter den grünen Themen stehe sie natürlich schon viel länger, betont die Kandidatin. Sie versucht, möglichst bio, regional und ohne Plastik einzukaufen, ist wenn das geht mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad unterwegs und engagiert sich auch in ihrem Beruf als Montessori-Lehrerin für naturnahe Bildung. Zurzeit macht sie eine Zusatzausbildung zur Kräuterpädagogin.

An ihren Arbeitsort in Rotthalmünster kommt Veronika Fischl von Albersdorf aus allerdings mit dem Auto. Dort lebt sie seit März 2018 mit Mann und Hund in ihrem ehemaligen Elternhaus. Abgesehen vom Arbeitsweg aber macht sie viel per Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln. "Ob der ÖPNV wirklich gut ist, merkt man erst, wenn man ihn selber nutzt", stellt sie fest – und sieht hier durchaus Verbesserungsbedarf. Die Verkehrswende, so sagt sie, sei ihr Steckenpferd. "Noch habe ich nicht die Möglichkeit, hier ohne Auto zu leben, aber das will ich ändern." In Bingen am Rhein hat sie mit ihrem Mann gelebt, der als Schreiner arbeitet, bevor beide nach Albersdorf umzogen. Vom guten ÖPNV-Netz dort schwärmt sie heute. Die Distanz zur Heimat habe ihr auch zu einem neuen Blick auf die Dinge, zu neuen Ideen verholfen, erklärt sie. Jetzt hofft sie, dass sie ihre frischen Ideen als Landrätin umsetzen kann. Wieder in der alten Heimat zu sein, genießt sie. "Ich will mein Leben hier verbringen, mein Herz schlägt einfach bayerisch."

Um möglichst nah an möglichst vielen politischen Themen, an den Sorgen und Nöten der Bürger zu sein, hat die Landratskandidatin beschlossen, ihren freien Freitag mit Praktika zu verbringen. "Ich will aktiv dabei sein", erklärt sie, und zwar in der Schreinerei, beim Bäcker, in der Landwirtschaft und im Altersheim. Dort sei sie schon gewesen und habe eine Frühschicht lang mitgearbeitet. Sie wolle nicht über Berufssparten reden ohne zu wissen, wie die Menschen leben und arbeiten. Dafür nimmt sie sich Zeit – und ist eine verlässliche Mitarbeiterin, denn, das verrät sie, sie sei nicht nur pünktlich, sondern bisweilen überpünktlich. Außerdem sei sie solidarisch, auf Gerechtigkeit bedacht. "Ich bin fürs aktive Zuhören und fürs Ausreden lassen", betont sie. Ihre Toleranz aber wurde bereits auf die Probe gestellt – online und auf sehr unschöne Weise. Übel beschimpft wurde sie in einem anonymen Online-Kommentar. "Ich lasse mich nicht unterkriegen", sagt sie dazu. Gerade solche Leute müsse man davon überzeugen, dass das keine angemessene Art des Umgangs sei. Kleinkriegen lässt sie sich von solchen Angriffen nicht. "Ich bin für eine gute Streitkultur", betont Veronika Fischl. Vor allem aber sei sie kein Typ, der Probleme aussitzt. Wenn ihr ein Missstand auffällt, will sie den auch ändern. "Bei mir gibt es keinen Stillstand", versichert sie.

Schon als Schülerin habe sie viel hinterfragt und sei wissbegierig gewesen, erinnert sich die heutige Lehrerin. Von ihren Schülern verlangt sie das auch. "Man muss nicht immer alles hinnehmen", sagt sie und hat diese Haltung bis heute beibehalten, macht sie sich jetzt politisch zu Nutze und betont: "Ich will nicht mitschwimmen, ich will verändern."

Bei allem Engagement, aller Neugierde und Energie gibt es aber auch ruhige Momente bei der 32-Jährigen. Dann rutscht auch mal ein unterhaltsamer Krimi zwischen die vielen Sachbücher, die sie liest. Dann macht sie Yoga, geht Joggen oder mit Rocky spazieren. Der bringt sie dann so richtig runter, denn Spazierengehen mit Rocky sei oft eher ein Spazierenstehen, wie sie schmunzelnd erzählt. Und wenn sie es noch entspannter braucht, taucht sie beim "Waldbaden" richtig ein ins ruhige Grün.

Es sei Zeit für eine junge Landrätin im Landkreis Passau, meint Veronika Fischl. Ihr Ziel sei es, auch die Jugendlichem im Landkreis mehr einzubinden, schließlich gestalte man ja auch für die Zukunft. Außerdem, meint sie, bringe eine Frau mehr Gelassenheit und mehr Solidarität in das Amt. "Ich bin dann die erste Montessori-Landrätin – und ich möchte diese Sichtweise behalten, jedem etwas zuzutrauen."

VITA

Veronika Fischl wurde am 23. Juni 1987 in Vilshofen geboren und wuchs in Albersdorf auf. In Passau machte sie ihr Fachabitur. Es folgte 2017 bis 2019 die Ausbildung zur Montessori-Lehrerin in Wiesbaden. Bei einem Aufenthalt in Mexiko unterrichtete sie Deutsch als Fremdsprache. Vier Jahre lebte sie in Bingen am Rhein. Seit September 2018 ist sie Lehrerin an der Montessori-Schule in Rotthalmünster und lebt seit März 2018 mit ihrem Mann wieder in ihrem ehemaligen Elternhaus in Albersdorf. Ehrenamtlich arbeitet sie im Weltladen in Vilshofen und als Schülerlotsin. Der Partei Bündnis 90/Die Grünen trat sie im November 2018 bei.

Quelle: Passauer Neue Presse vom 14.02.2020
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Kategorie

Wahlen

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