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14.09.17 –
Drei Kandidaten konkurrieren in Tittling um das Amt des Bürgermeisters. Am 24. September haben die Tittlinger die Wahl zwischen dem parteilosen Amtsinhaber Helmut Willmerdinger, der wieder von der CSU ins Rennen geschickt wird, und den Markträten Roswitha Toso (FW) und Ulrich Swoboda (Grüne). Nun trafen die Kontrahenten im Medienzentrum der PNP aufeinander und stellten sich den Fragen der Lokalredaktion.
Als Herausforderer muss man am Amtsinhaber erstmal vorbei. Was, denken Sie, können Sie besser als Helmut Willmerdinger?
Toso: Ich denke, dass für Tittling viele Veränderungen und Verbesserungen möglich sind. Als Kreisrätin bekomme ich mit, was in anderen, vergleichbaren Städten und Märkten entstanden ist und in Zukunft entsteht. Auch meine Zugehörigkeit zum Marktgemeinderat hilft mir. Ich habe zehn Jahre als Verwaltungsangestellte in Tittling im Rathaus gearbeitet. Und dann ist da noch meine Tätigkeit als Rechtsanwältin, denn das Amt des Bürgermeisters hat ja auch viel mit Recht zu tun. Ich bin sehr heimatverbunden, ich mag die Tittlinger gern und möchte in Tittling vieles zum Positiven verändern.
Swoboda: Ich stehe für eine transparente Politik. In den Wahl-Flyern steht meistens das Gleiche. Was ich bedaure ist, dass man im Flyer sieht, was man machen müsste, und wenn man gewählt ist, wird nichts davon realisiert. Das möchte ich auf keinen Fall machen. Die Themen müssen aufgegriffen werden. Ich gebe Frau Toso Recht: Es gibt fast in jedem Bereich was zu tun. Ob das der Tourismus ist oder die Jugendarbeit, ganz egal. Immer ist das irgendwie vergessen nach dem Wahlsonntag…
Ist das wirklich vergessen oder ist manches vielleicht nur schwieriger umzusetzen als man erst dachte?
Swoboda: Ich kann mal ein Beispiel nennen. Der Bürgermeister hatte damals in seinem Wahl-Flyer als ersten Punkt ein Energiekonzept für erneuerbare Energien für die Marktgemeinde. Dann gab es die Ausschreibung "Atomstrom oder Ökostrom". Der Landkreis hat klar gesagt: Nehmt Ökostrom, der wird auch günstiger sein. Der CSU-Ortsvorsitzende sagt: Nein, wir müssen den billigsten Atomstrom nehmen. Und auf einmal wird abgestimmt für Atomstrom. Nach drei Monaten stellt sich raus: Ökostrom ist günstiger. Fast jede Gemeinde nimmt Ökostrom, nur Tittling nimmt – obwohl es im Wahlprogramm anders drinsteht – Atomstrom.
Aber das ist ja eine Entscheidung des Gemeinderats…
Swoboda: Ja, aber auch der Herr Bürgermeister hat für Atomstrom gestimmt. Wozu hab ich das dann überhaupt im Flyer? Deshalb rede ich immer von einer transparenten und ehrlichen Politik.
Herr Willmerdinger, als Amtsinhaber muss man sich an seinen Taten messen lassen. Und nachdem das neue Schuljahr gerade begonnen hat, bietet sich die Frage an: Welche Note würden Sie sich selbst für ihre erste Amtszeit geben?
Willmerdinger: Man hat Ziele, vielleicht auch Visionen im Flyer. Ich war der Bürgermeister, der die ersten PV-Anlagen umgesetzt hat im Markt. 2012/13 haben wir 44 Kilowatt peak auf unserem Alarmzentrum installiert, wir haben Photovoltaik auf den Liegenschaften unserer gemeindlichen Kläranlage installiert und haben mit dem heutigen Tag unsere komplette Straßenbeleuchtung auf LED beziehungsweise energiesparende Techniken umgestellt. Alle Baugebiete sind in modernster LED-Technik ausgeführt. Ein ganz großes Ziel war, eine Heizungszentrale zu schaffen für die gemeindlichen Liegenschaften. Das haben wir auch geschafft in der Umsetzung der Generalsanierung der Grund- und Mittelschule. Dem Vorwurf, dass hier nichts geschehen ist, setze ich mich nicht aus. Es ist jede Menge geschehen. (Er holt seinen Wahl-Flyer heraus) Wir haben Ziele erreicht, die wir erst gar nicht auf dem Schirm hatten. Dazu gehört die Ansiedlung des Caritas-Beratungszentrums. Das war ein ganz großer Wurf. Derzeit entsteht ein Pflegedienstzentrum mit 18 barrierefreien Wohnungen. Aber Sie haben nach der Note gefragt: Es ist selbst immer schwer zu beurteilen. Wir haben viel geschafft. Ich würde sagen: Wenn die Tittlinger mit mir zufrieden sind, dann will ich es auch sein. Wenn es ein guter Dreier oder ein Zweier wird, dann würde ich mich auf alle Fälle freuen.
Frau Toso, Sie möchten Tittling zum "bedeutendsten Zentrum im nördlichen Landkreis" machen, wollen dafür unter anderem ein Gymnasium für Tittling und Fachärzte ansiedeln. Wie wollen Sie das erreichen?
Toso: Ich möchte Gespräche führen; mit Landrat Franz Meyer habe ich das schon getan. Es ist ein Bohren sehr dicker Bretter und man braucht Zeit, aber es ist eine Vision. Ich denke, Tittling könnte schon ein Gymnasium brauchen, denn es gibt im Umkreis über 800 Schüler, die derzeit ein Gymnasium besuchen. Andere Gymnasien wie Untergriesbach haben 550 Schüler. Der Landkreis Freyung-Grafenau hat 80000 Einwohner und drei Gymnasien, der nördliche Landkreis Passau hat 90000 Einwohner und ein Gymnasium. Man sieht an der Realschule, dass die Eltern ihre Kinder gern nach Tittling schicken. Ich denke, das wäre auch bei einem Gymnasium so. Das Gymnasium wäre auch gut für qualifizierte Arbeitsplätze. Es gibt natürlich viele Aufgaben, die vorher zu lösen sind, aber ich würde an dem Thema dran bleiben, damit das in den nächsten Jahren realisiert wird.
Und die Fachärzte?
Toso: Da sind wir im Kreistag dran. Für die hausärztliche Versorgung ist erreicht worden, dass wir nicht mehr mit Passau zusammen ein Versorgungsbereich sind. Das möchten wir im Kreistag jetzt auch für Fachärzte erreichen. Dafür werde ich mich ganz stark einsetzen. Tittling war früher das Zentrum im nördlichen Landkreis und ich möchte hart daran arbeiten, dass es das wieder wird. Und wenn der Bürgermeister von Saldenburg es schafft, eine Arztstelle nachzubesetzen, dann schaffen wir das für Tittling auch. Man muss den Ärzten entgegen kommen, Anzeigen schalten. Es gibt viele Möglichkeiten, aktiv zu werden.
Herr Swoboda, Sie wollen als Bürgermeister aktiven Umweltschutz betreiben, gleichzeitig aber Wohn- und Gewerbegebiete erschließen. Beißt sich das nicht, vor allem angesichts der laufenden Debatte um Flächenfraß?
Swoboda: Bei Gewerbegebieten sehe ich in Tittling momentan keinen Bedarf mehr. Wir haben sehr große Flächen, die seit Jahrzehnten brachliegen. Wir haben Eisensteg II, wo sich langsam was tut, aber immer noch sehr viele Flächen da sind. Dann haben wir noch einen privaten Anbieter. Aber wir haben das Problem, dass wir da sehr viel verschlafen haben. Wir hatten eine sehr gute Lage in Tittling: Wir hatten die Anbindung an die B85, sind sehr nahe an der Autobahn. Aber wir holen kurzfristig nicht auf, was zum Beispiel Hutthurm geschafft hat in Sachen Gewerbegebiete. Bei Wohnbaugebieten müssen wir erst Baulücken schließen, bevor wir neue Baugebiete erschließen.
Herr Willmerdinger, Sie sagen, eine Ihrer Stärken ist die "Zusammenarbeit mit allen Fraktionen". Der fraktionslose Marktgemeinderat Ulrich Swoboda beklagt eine schlechte Informationspolitik. Wie wollen Sie künftig auch mit ihm zusammenarbeiten?
Willmerdinger: Eine der größten Errungenschaften, die ich in den letzten fünfeinhalb Jahren geschafft habe, ist, glaube ich, dass ich nach der damals nicht einfachen politischen Situation in Tittling wieder Ruhe reinbekommen habe, dass man Tittling nach außen wieder hervorragend präsentieren kann. Ich habe es von Anfang an so gehandhabt, dass ich die Fraktionsführer parteiübergreifend einlade zu Informationsgesprächen. Ich lade bis zum heutigen Tag alle Fraktionen ein, auch Herr Swoboda bekommt die Einladungen nach wie vor, obwohl er sie bis auf ganz wenige Male nicht wahrgenommen hat. (Swoboda schüttelt den Kopf) Das finde ich schade. Ansonsten klappt das sehr gut und ich denke, man sieht auch an der Zusammenarbeit im Marktrat, dass das angenommen wird, zumindest überwiegend, und dass das hervorragend klappt. Ich möchte offen und ehrlich mit Themen umgehen. Es hat noch nie so viele Veröffentlichungen aus den Sitzungen in unserem Mitteilungsblatt gegeben. In der Verwaltung kann jeder nachfragen. Man sieht es auch an den Kandidaturen: Die SPD hat keinen Kandidaten aufgestellt, weil sie sehr zufrieden ist mit der Zusammenarbeit und auch mit meiner Arbeit. Auch die ÜW hat keinen Kandidaten, weil sie sich gut aufgehoben fühlt in meiner Gemeindepolitik. Ich glaube, wir haben Tittling gemeinsam wieder ein positives Gesicht gegeben, und das ist eine der erfolgreichsten Errungenschaften meiner Amtszeit, weil Tittling wieder wer ist. Wir sind Mittelzentrum, weil wir es verdienen, und wir sind ein bedeutendes Zentrum.
PNP-Leserin Sabine Weingart ist seit über 40 Jahren Anwohnerin der Passauer Straße in Tittling. Sie möchte wissen: Wie wollen Sie den immer stärker werdenden Durchgangsverkehr durch die Gemeinde in den Griff bekommen?
Willmerdinger: Der Verkehr ist in jeder Gemeinde ein Thema. Die Fahrzeuge werden mehr. Wir haben das Thema von Frau Weingart in der letzten Bauausschusssitzung angesprochen. Im Bereich Maseringer Kreuzung – Bayerwaldring – Edeka haben wir Messungen durchgeführt. Der Bauausschuss empfiehlt, sich diesen Bereich mit einem Verkehrsplaner anzusehen und zu klären, wie man Verbesserungen für die Kreuzungen schafft, Fußgängerüberquerungen anlegt und das ein oder andere gestalterisch machen kann, um den Verkehr zu verlangsamen. Man kann immer nur appellieren, nach den gesetzlichen Vorgaben zu fahren. Wir müssen bei künftigen Projekten, etwa Siedlungsgebieten, ein Augenmerk auf das Thema Verkehr lenken. Wir haben das immer auf dem Schirm. Es gibt im Rathaus eine Stelle, die sich darum annimmt, auch zusammen mit der Polizei.
Toso: Ich habe vor etwa zwei Jahren in einem Antrag im Gemeinderat darauf hingewiesen, dass die stationäre Messanlage vorverlegt werden sollte, weil mittlerweile zum Beispiel die Fußgänger, die von der Arztpraxis zur Apotheke gehen wollen, Probleme haben, die viel befahrene Straße gefahrlos zu überqueren. Viele Fahrzeuge sind viel zu schnell unterwegs. Die meisten bremsen aber ab, wenn sie die Messanlage sehen. Und ich halte es für wichtig, zumindest beim Seniorenheim und in den Siedlungen Fußgängerüberwege und Geschwindigkeitsbegrenzungen zu haben. Beim Rewe ist ein Kreisverkehr geplant. Das ist sinnvoll, denn dort sind schon viele Unfälle passiert. Es ist aber verschlafen worden, dass die Verkehrsführung nicht vorher geplant wurde, bevor die Supermärkte gebaut wurden. Große Probleme mit dem Verkehr gibt es auch am Marktplatz. Das muss man jetzt angehen. Das war schon vor sechs Jahren Thema, es hat sich aber leider nichts getan.
Swoboda: Das ist ein generelles Problem in Tittling. Ich sage immer das ist Planlosigkeit. Deshalb bin ich für ein langfristiges Konzept, ein Konzept "Tittling 2030". Das große Problem ist momentan: Man weiß nicht, wo es eigentlich hingeht. Sollen wir Wohngebiete machen? Sollen wie Gewerbe ansiedeln? Tourismus war damals ein großes Thema, mittlerweile gibt es nicht mal mehr einen Tourismusverein in Tittling. Es fehlt ein Konzept. Ein Beispiel: In der Passauer Straße haben wir eine Baulücke. Dort will ein Bewerber bauen, ob gewerblich oder privat, und dann wird das einfach entschieden. Ob man dann ein Problem hat mit der Straße, wird nicht bedacht. Das ist eine Planlosigkeit. In Hörmannsdorf ist zum Beispiel ein Gewerbegebiet neben der Wohnansiedlung. Wichtig wäre ein Konzept, dann kann man das ändern. Solange wir kein Konzept haben, muss der Bürger damit rechnen, dass er mit Gewerbelärm oder Straßenlärm konfrontiert ist.
Die Sanierung der Grund- und Mittelschule für insgesamt fast elf Millionen Euro wird trotz hoher Förderung – es gibt 57 Prozent für das Gesamtprojekt – den Gemeindehaushalt bis ins Jahr 2021 fordern. Wie wollen Sie in den kommenden Jahren angesichts dieser Fixbelastung noch investieren?
Swoboda: Ich war der einzige, der gegen die Sanierung war. Ich war immer für einen Neubau. Wir haben das große Problem einer sehr langen Bauzeit und ich kann mir nicht vorstellen, dass man Gebäudeteile abreißen kann, ohne dass der Schulbetrieb beeinflusst wird. Ich bin froh, dass meine Kinder nicht mehr dort zur Schule gehen. Wir haben sicherlich eine hohe Förderung, aber wir haben auch das große Problem, dass die Ausschreibungen ab Dezember anlaufen – drei, vier Jahre nach der Planung. Wir haben jetzt schon bei der Ausschreibung das Problem, dass Gewerke 50 bis 100 Prozent teurer sind, weil die Auslastung der Handwerksbetriebe so hoch ist. Ich befürchte, dass Tittling das sehr schwer stemmen wird, dass wir eine sehr hohe Pro-Kopf-Verschuldung haben und dass das natürlich unsere weiteren Investitionen sehr stark einschränken wird. Natürlich müssen wir alles machen für die Schule, aber ich bin immer noch der Meinung, wir hätten auch einen Neubau machen können. Das wäre für mich die bessere Lösung gewesen und dazu stehe ich auch.
Toso: Natürlich muss die Grund- und Mittelschule saniert werden, aber zuletzt habe ich dagegen gestimmt, weil die Kosten immer gestiegen und gestiegen sind. Auch der Kämmerer hat ja gesagt, dass Tittling sich das nicht leisten kann. Das wird natürlich eine Herkulesaufgabe. Wenn man die Kostenentwicklung anschaut auf dem Markt: Fachleute sagen, es ist eine Kostenexplosion bis 100 Prozent drin. Das darf man sich gar nicht vorstellen, was da auf Tittling zukommen kann. Das wird sehr schwierig werden. Die Schule muss saniert werden. Ich habe aber auch schon weitergehende Ideen, zum Beispiel dass man einen Schwerpunkt setzt als Sportmittelschule oder Musikmittelschule, damit die Schule auch attraktiv wird. Der Bau ist das eine, aber man sollte auch noch Geld haben für die Schüler und die Lehrer. Das ist viel wichtiger als das Gebäude selber. Das Projekt wird sehr schwierig und da muss man einiges vielleicht noch einmal überdenken.
Willmerdinger: Am 7. September ist die Schule 50 Jahre alt geworden. Seit 1967 sind immer wieder Anpassungen gemacht worden, etwa die Ganztagsbetreuung und die Mittagsbetreuung. Da sind wir gar nicht so schlecht aufgestellt. Die Generalsanierung steht nun an, weil in einigen Bereichen 50 Jahre lang nicht viel oder nichts passiert ist. Man hat mit einer überwältigenden Mehrheit und auch mit einer eigens eingesetzten Lenkungsgruppe das Projekt erarbeitet. Wir haben mit der Regierung viele Gespräche geführt, vor allem zur Barrierefreiheit. Zur finanziellen Situation möchte ich sagen: Natürlich haben wir die Zeit genutzt; es sind einige Rücklagen da. Ich habe das ganz groß auf dem Schirm. Der Markt Tittling wird das in hervorragender Weise verkraften können, ohne dass wir irgendwo anders große Einschränkungen haben. Das ist Panikmacherei. Zum Neubau der Schule an einem anderen Standort: Ich glaube, das ist nicht zu Ende gedacht. Es geht nicht nur um das Schulgebäude. Wir haben am Schulgebäude unser Busrondell, die Dreiburgenhalle, die auch von der Schule genutzt wird mit ihrem Musical-Schwerpunkt, dazu kommen die Sportplätze und die Lehrschwimmhalle. Sollen wir das alles wegbauen? Die Schule aus dem Zentrum reißen? Und was ich noch anmerken möchte: Wir hatten eine Kostensteigerung bei einer Ausschreibung für unser barrierefreies Rathaus. Ansonsten liegen wir hervorragend in der Kostenschätzung. Das war ein Ausreißer. Wir können deswegen nicht schläfrig dahintun und uns nichts mehr trauen.
Der Ausbau der B85 ist seit langem ein Wunsch vieler Tittlinger. Auch von Ihnen? Und falls ja, wie wollen Sie den Ausbau vorantreiben?
Toso: Das ist bei den Behörden ein Bohren dicker Bretter, da muss man dranbleiben. Es ist schon erforderlich, dass zum Beispiel eine Einfädelspur gemacht wird. Der Verkehr wird immer mehr, da muss man etwas für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer tun, auch in Tittling. Im Gemeinderat sind wir an dem Thema eh dran.
Willmerdinger: Das ist natürlich ein Anliegen. Man schaut auf andere Bundesstraßen, die zurzeit auf Vordermann gebracht werden, umfangreich sogar. Und den gleichen Anspruch erheben wir für unsere Hauptschlagader B85. Das ist wichtig für unser Mittelzentrum, aber auch für die Anbindung aus dem Nachbarlandkreis und bis nach Regen. Das ist eine wichtige Verbindungsachse zum Autobahnzubringer und für viele auch zum Arbeitsplatz. Wir haben die schriftliche Zusage vom staatlichen Bauamt, dass in den nächsten eineinhalb, zwei Jahren eine Planung überarbeitet wird. Es gibt ja eine Planung, die etwa 25 Jahre alt ist. Die wird aufbereitet. Wir haben auch vereinbart, dass wir die Möglichkeit eines kreuzungsfreien Ausbaus der Einmündung beim Rewe prüfen. Dort haben wir Geländeverhältnisse, die die Umsetzung eines zweiten Auffahrtsastes eigentlich sehr leicht machen würden. Auch diese Planung ist uns vom Staatlichen Bauamt schriftlich zugesagt worden. Wir hoffen, dass die Zeitschiene eingehalten wird. Das andere betrifft den Ausbau von Neukirchen bis Masering. Dazu gehört ein Überholstreifen von der Kompostieranlage in Masering hoch nach Wildenberg, was viele, die von Grafenau kommen, nutzen könnten, um sicher zu überholen. Ich bin froh, dass wir sehr wenige Unfälle haben, aber jeder Unfall ist natürlich zu viel. Ich will kein Mega-Projekt, ich brauche keine Mega-Kreuzungen; ich will einen modernen, zeitgerechten Ausbau der B85.
Swoboda: Da haben wir auch wieder eine gewisse Konzeptlosigkeit. Wir haben eine Reihe von Kreuzungen an der B85, die gefährlich sind, vor allem die Kreuzung bei den Dinos, da hätte schon lange was gemacht gehört, schon bei den Planungen. Wir waren damals schon Mittelzentrum, da hätte man schon aufpassen müssen, was man da baut. Die Kompostieranlage müsste man eigentlich von der B85 erreichen können, das kann man nicht. Wir haben da Schwerlastverkehr, der durch ein einspuriges Wohngebiet durchgeht. Wer aus Richtung Regen kommt, muss bis zur Einmündung bei den Dinos fahren und dann umdrehen. Und das dritte Problem haben wir an der Ausfahrt, wo die ganzen Supermärkte sind. Dort haben wir natürlich ein verstärktes Verkehrsaufkommen und man muss über die B85 drüberfahren. Es muss eine Lösung her, denn irgendwann werden wir einen Unfall haben und jeder Unfall ist zu viel.
Der Ortskern scheint langsam zu veröden: Etliche Lokale sind inzwischen geschlossen, einen Supermarkt oder einen Bäcker sucht man dort vergeblich. Vor allem für Senioren ist das schwierig. Was wollen Sie tun, um Tittlings Mitte wieder zu beleben?
Willmerdinger: Von "veröden" kann, glaube ich, nicht die Rede sein. Sicher gibt es Entwicklungen, die in den Besitzerfamilien liegen. Früher hat es viele kleinere Läden gegeben, familiär geführt. Das ist teilweise weggebrochen. Wir haben aber viele Geschäftsansiedlungen gehabt, auch in den letzten fünf Jahren. Wir haben beispielsweise ein Café, wo auch Kunstausstellungen stattfinden. Das ist ein ganz toller Anlaufpunkt. Wir haben ein Reisebüro in einen Leerstand am Marktplatz reingebracht. Eine Errungenschaft, in die ich auch viel Herzblut gesteckt habe, ist die Eisdiele am Marktplatz. Darüber haben wir eine Zahnarztpraxis gekriegt. Ein Modegeschäft hat sich für viele, viele weitere Jahre in Tittling entschieden. Die Metzgerei hat modernisiert und bekommt laut Plan eine Bäckereiverkaufsstelle. Das sind alles gute Beispiele. Zuversichtlich sind wir auch, was im Passauer Hof entsteht. Das kann auch was Tolles sein, das wir von der Gemeinde natürlich unterstützen. Dass es mal Leerstände gibt, ist normal. Und Leute, die sich etwas aufbauen möchten, brauchen leere Flächen.
Im Jahr 2013 habe ich Leerstandsformulare erstellt, habe Eigentümer angeschrieben, damit sie uns Rückmeldung geben, welche Flächen sie in ihrem Geschäftshaus haben, damit wir als Gemeinde vermitteln können. Viele sind überrascht, dass wir als Gemeinde ein Geheft mit acht, neun Leerständen haben. Das hat schon einige Male zu Erfolgen geführt. Das freut mich.Wir sind sehr aktiv und wenn ich immer höre, dass wir am Marktplatz Parkprobleme haben, dann weiß ich nicht, wo die herkommen sollten, wenn alles leer ist. Das ist falsch, dass am Marktplatz nichts los ist. Wir haben zwei sehr aktive Wirtshäuser, die die meisten Vereine versorgen. Wir haben vier Kirta, vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr. Das sind ganz tolle Sachen, die sich im Herzen von Tittling abspielen.
Swoboda: Ich seh' das ein bisschen anders. Unser Marktplatz ist öde und leer. Wir haben Gaststätten, aber Übernachtungsmöglichkeiten am Marktplatz gibt es nicht mehr wegen Brandschutzgründen. Wo übernachten Urlauber oder Geschäftsreisende? Einen Tourismusverein gibt es nicht mehr, es wird auch Tittling nicht mehr beworben. Wir haben Vereinsheime ohne Ende. Wir haben ein sehr großes Schützenhaus gebaut, das auch gemeindlich unterstützt wird, wo mittlerweile größere Veranstaltungen stattfinden als in den meisten Gaststätten. Und da sehe ich schon ein sehr großes Problem: Die Gaststätten können sich in Tittling einfach nicht mehr halten. Früher hat man im Gasthaus Vereinsversammlungen gehabt, am Freitag hat man sich zum Karteln getroffen. Das gibt's nicht mehr. Heutzutage sind alle in den Vereinsheimen. Und deswegen wird es in naher Zukunft keine Gaststätte mehr am Marktplatz geben. Dazu kommt – da kann ein Bürgermeister nichts tun – , dass die Supermärkte heutzutage alle am Rand gebaut werden. So ist nahezu keine Nahversorgung mehr da. Deswegen muss man mal schauen, was man am Marktplatz realisiert.
Es gibt für Tittling ein sehr gutes Leerstandsmanagement, das in Verbindung mit der Gemeinde gemacht worden ist. Allerdings fehlt mir, dass man Informationen daraus zieht und daraus lernt. Ich weiß nicht, was mit diesem Leerstandsmanagement passiert. Vielleicht liegt das irgendwo in der Akte drin. Da steht drin, wo Leerstände entstehen, und da müsste man als Gemeinde jetzt überlegen, was man tut. Unser Problem ist: Wir reagieren nur, wir agieren nicht.
Willmerdinger:(Er hält ein Muster-Leerstandsformular in die Luft) So sieht das aus. Wir haben ein Geheft, da steht alles drin, das wir von den Eigentümern zurückkriegen. Das ist ein Instrument, das sich mittlerweile einige Gemeinden von uns abschauen. Soweit ich weiß, war ich einer der ersten Bürgermeister im Umkreis, die so etwas eingeführt haben.
Swoboda: Find' ich auch super. Nur was machen wir daraus? (Er tippt in Willmerdingers Wahl-Prospekt) Und dann heißt es hier: "Aktives Leerstandsmanagement ist und bleibt Chefsache." Das ist super. Aber was mache ich als Bürger, als Marktrat damit? Da steht der Ordner beim Bürgermeister im Büro. Ich selber bin kein Immobilienberater, ich müsste auch Fachkräfte vom Landratsamt mit einbinden, damit ich weiß, was ich machen kann. Wir sind Mittelzentrum, wir wollen was schaffen. Wir haben damals ein Altenheim gekriegt, eine Polizei, eine Molkerei, eine Realschule – alles im Wirtschaftswunder. Bitte nicht persönlich angegriffen sein, ich greife viel mehr die vorherigen Bürgermeister an. Was haben wir die letzten 40 Jahre gemacht? Der Bloch hat den Marktplatz gemacht, du hast auch was gemacht. Aber generell wünscht man sich als Bürger und als Marktrat noch mehr. Man muss ja immer nach Höherem streben. 110 Prozent statt 100 Prozent.
Toso: Die Marktplatzbelebung ist mir auch sehr wichtig. Es ist so, dass der Lebensmitteleinzelhandel mehr in die Randbereiche ausweicht. Wir müssen schauen, dass wir dafür im Marktplatz den Dienstleistungsbereich stärken. Mein Mann ist Mieter mit seinen Läden und wollte auch außen bauen. Ich habe ihn dazu bewegen können, dass er am Marktplatz was macht. Der Passauer Hof stand leer. Ich habe erreichen können, dass dort nach der Sanierung eine Bäckereifiliale reingeht, das ist zugesagt. Auch ein Lokal kommt dort rein und andere Läden. Ich habe schon so viele konkrete Ideen, die auch umzusetzen sind, zum Beispiel ein Nachhilfezentrum. Das würde alles wieder beleben. Auch an der Ansiedlung von Ärzten, auch von Fachärzten, müssen wir dranbleiben. Wir sind Mittelzentrum, wir haben einen großen Einzugsbereich. Die Leute fahren gern nach Tittling. Am Passauer Hof haben viele Interesse gezeigt, es gibt eine große Nachfrage. Aber man muss schon aktiv werden und Ideen haben. Und da hätte ich ganz viele.
Jetzt müssen wir nochmal einhaken: Wenn die ganzen Vereine in den Vereinsheimen sind, wovon leben denn dann die Wirtshäuser?
Willmerdinger: Die Wirtshäuser leben nach wie vor, glaub ich, sehr gut. Ich möchte eine Lanze brechen für unsere Vereine, die jede Gelegenheit nutzen, ob Bälle oder Spielerversammlungen, um auch in die Wirtshäuser zu gehen. Die Vereinsheime sind Notwendigkeiten, die die Vereine für ihren Fortbestand brauchen. Das Schützenheim an der Bahnhofstraße rechne ich zum Marktplatz dazu, das sind 85 Meter. Es war mir wichtig, dass die nicht in ein Sportzentrum rausgehen, sondern am Marktplatz bleiben. Und wenn die da Festlichkeiten ausrichten wie die Mallorca-Nacht, dann bin ich sehr dankbar. Die sind aktiv, wie übrigens viele andere Vereine auch. Früher hatten wir sechs oder sieben Wirtshäuser im Marktbereich. Heute sind es zwei. Und die können, glaub ich, sehr gut leben, und sind soweit gesichert. Brandschutz ist in aller Munde. Aber was soll die Gemeinde tun? Da muss sich der Eigentümer auf die Hinterbeine stellen.
Die beiden Gaststätten sind also derzeit nicht gefährdet?
Swoboda: Bei einer Gaststätte endet das Pachtverhältnis laut Besitzer zum 31. Oktober. Das ist bekannt. Das heißt, diese Gaststätte ist eventuell auf der Kippe. Die wirtschaftlichen Verhältnisse von der zweiten Gaststätte weiß ich nicht. Ich bin dafür, dass Vereine unterstützt werden. Tittling macht bloß dieselben Fehler wie alle anderen. Wenn Sie heutzutage eine kleine Hochzeit haben mit 40, 50 Leuten, kriegen sie ein Vereinsheim, wo Sie für 50 Euro reinkönnen. Die haben eine Zapfanlage und alles. Wie sollen Gaststätten überleben können, wenn sie keine Generalversammlungen mehr haben? Aber das ist kein Tittlinger Problem, das ist ein generelles Problem. Trotzdem finde ich es nicht gut, wenn die ganzen Vereinsheime so unterstützt werden. Man muss sich entscheiden: lieber Vereinsheime oder Gaststätten. Gott sei Dank haben wir noch Gaststätten. Es gibt inzwischen Gemeinden, die ihre Bürgerversammlungen in den Nachbargemeinden abhalten müssen, weil sie keine Wirtshäuser mehr haben.
Willmerdinger: Da möchte ich noch mal nachhaken, weil mir nicht gefällt, wie das jetzt dasteht. Ich möchte ganz klar rausstellen, dass das nicht eine Sache von Vereinsheimen ist, wenn irgendein Besitzer im Gaststättenbereich aufgeben muss. Es wird großer Wert darauf gelegt, dass man Vereinsveranstaltungen so oft wie möglich in Gaststätten abhält, ob es die Christbaumversteigerung ist oder die Jahreshauptversammlung. Was möglich ist, tun die Vereine schon. Wir haben zwischen 60 und 70 eingetragene Vereine, die müssen ja irgendwo hin. Zählen wir's ruhig zusammen, wahrscheinlich bringen wir keine zehn Vereinsheime zusammen. Und die anderen 50, 60 müssen ja irgendwo hin und die sind in den Wirtshäusern. Den Vereinen die Schuld zu geben, das möchte ich nicht stehen lassen.
Toso: (lacht) Ich möchte nur sagen, ich habe viel weniger Redezeit…
Swoboda: Ich möchte auf keinen Fall den Vereinen die Schuld geben. Ich finde, die Gastronomie wird von der Gemeinde im Stich gelassen, eben weil sie Vereinsheime so stark unterstützt. Und vor allem: Eine Gastronomie lebt unter anderem vom Tourismus und wenn ich einen Tourismusverein auflöse, dann habe ich da ein Problem.
Toso: Ich denke, das Problem mit den Gasthäusern ließe sich lösen, wenn man am Marktplatz wieder mehr Dienstleister ansiedelt, Betriebe ansiedelt, was ich auch vorhabe. Dann kommt der Rest von allein. Wichtig wäre vielleicht auch, einen kleinen "Nah und Gut" im Marktbereich anzusiedeln, gerade für unsere älteren Bürger. Oder einen Laden mit regionalen Waren. Eine Lösung gibt es immer.
Mal was Einfaches: Sagen Sie etwas Nettes über Ihre beiden Mitbewerber.
(allseits Gelächter)
Toso: Herr Willmerdinger und ich verstehen uns persönlich gut. Wir diskutieren in der Sache hart. Aber wir verstehen uns gut und gehen danach auch wieder fort, setzen uns zusammen. Wir haben nie einen persönlichen Streit gehabt. Wir sind auf Augenhöhe. Mit Uli kann man noch härter diskutieren (lacht), aber das ist kein Problem. Wir verfallen nicht in Streit. Man muss nicht einer Meinung sein, man muss die Probleme ansprechen. Es soll halt das Beste rauskommen.
Swoboda: Frau Toso ist sehr sozial eingestellt, kann sehr gut mit Menschen und versucht immer, ein bisschen zu schlichten. Herr Willmerdinger kann ausgezeichnet mit Menschen, versucht auch öfters – ich beziehe das jetzt auf mich – eine Verbindung oder Lösung zu finden, auch zu schlichten. Ich schätze beide Kollegen sehr.
Willmerdinger: Über Herrn Swoboda: Die Diskussionsfreudigkeit, die wir im Gemeinderat erleben, freut mich. Themen gehören diskutiert. Da kommt immer ein Beitrag, den man mit einfließen lassen kann. Und das gehört einfach zur Demokratie dazu. Bei Frau Toso muss ich sagen: Der Umgang untereinander, der taugt. Wir schätzen uns als Kollegen. Es freut mich, dass sie zu den Infoveranstaltungen kommt, weil da auch viele gute Gespräche zustande kommen, wie man für die Gemeinde etwas entwickeln kann. Das zeigt den Zusammenhalt.
Toso: Ich denke, jeder möchte das Beste für Tittling.
Herr Willmerdinger, bei der letzten Bürgermeisterwahl war Tittling ein heißes Pflaster. Jetzt verzichten ÜW und SPD zu Gunsten von Ihnen auf einen eigenen Kandidaten. Ist das ein Fortschritt oder geht da in der neuen Einigkeit politischer Diskurs verloren?
Willmerdinger: Das, glaube ich, kann man ganz klar verneinen. Es geht in keinster Weise der Diskurs verloren. Die SPD vertritt trotzdem bei einigen Themen eine ganz klare Position und kann das sehr kontrovers diskutieren. Genauso ist es bei der ÜW, wo man viele Sachen deutlich ausspricht. Ich kenne keinen, der sich einen Maulkorb anlegen lässt. Ich glaube, dass die politische Kultur gewonnen hat, indem man sich zusammensetzen kann, indem man Dinge offen ausdiskutiert. Und was mich ganz stark freut ist, dass von den 17 Mitgliedern im Gemeinderat zehn bis 15 nach der Sitzung noch einkehren und miteinander sprechen. Das hat es früher in dieser Bandbreite nicht gegeben. Das ist ein 100-prozentiger Gewinn für die politische Arbeit in Tittling.
Da scheinen die Zeiten, in denen das Bürgerforum "Pro Tittling" den Markt aufmischte, fast vergessen. Sie, Herr Swoboda und Frau Toso, waren Teil der Bewegung. Heute gibt es davon vor allem noch die kritische Internetseite "heimatort.com". Verfolgen Sie noch, was dort geschrieben wird?
Toso: Ich schaue da nicht mehr rein, schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Damals ist mal ein ziemlicher Shitstorm über mich hereingebrochen und dann habe ich nie mehr reingeschaut.
Swoboda: Die Internetseite ist ein Forum von Herrn Tauer, mit dem ich weiterhin sehr gut zusammenarbeite, der auch bei unserem wöchentlichen Stammtisch dabei ist. Wenn Sie sagen, dass in Tittling alles brav ist und nicht mehr kontrovers, dann kennen Sie mich vielleicht schlecht. Ich stehe weiterhin zu Pro Tittling. Dieses Forum ist gemacht worden, um Tittling transparenter zu machen, um heiße Eisen anzupacken und für das stehe ich auch weiterhin. Ich sehe es nicht so, dass wir momentan eine sehr gute politische Kultur haben. Wenn eine Partei keinen Bürgermeister stellt, ist das ihre Sache. SPD und ÜW unterstützen aber öffentlich einen Bürgermeister, der angeblich parteifrei ist, allerdings für die Liste der CSU antritt und dessen Wahlkampf wahrscheinlich auch noch von der CSU unterstützt wird. Weil Herr Willmerdinger für die Liste "CSU" antritt, ist er für mich auch CSU'ler und nicht parteifrei. Und wenn der Wahlkampf von der CSU unterstützt wird, gilt aus meiner Sicht: Wer zahlt, schafft an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Schulz empfiehlt, die Merkel zu wählen. Da muss ich die Daseinsberechtigung der SPD in Tittling in Frage stellen. Eine Partei, die keinen Kandidaten stellt, sollte auch keine Empfehlung aussprechen.
Ein gewisser "Franz" kommentierte im Juli auf heimatort.com: "Wenn der Swoboda wirklich ein Interesse daran hat, Bürgermeister in Tittling zu werden, dann ist es schon verwunderlich das er sich so gut wie nie bei einer Veranstaltung sehen lässt, sei es an Fronleichnam oder bei Vereinsfesten, wo der Gemeinderat eingeladen ist!" Was antworten Sie ihm?
Swoboda: Es gibt ein sehr gutes Beispiel. Ich gehe seit Jahren beim Volksfesteinzug mit, allerdings nicht an der Spitze. Ich akzeptiere jeden Bürger, Marktrat und Bürgermeister als Person. Aber hin und wieder gibt es schwere Diskussionen, hin und wieder wird das auch sehr persönlich genommen. Und ich möchte nicht am Tisch sitzen und den Anschein erwecken: "alles ist super". Aber ich gehe da mit. Dieses Jahr kam dabei ein Zwischenruf: "Da mag er Bürgermeister werden und geht nicht mit den andern mit!" Ich finde, das sollte nicht der Grund sein, warum man Bürgermeister wird. Wenn ich Bürgermeister werde, werde ich – da bin ich ganz ehrlich – kein Bürgermeister wie Herr Willmerdinger sein. Er ist sehr kommunikativ, kann sehr gut mit Leuten, das liegt ihm, das ist super. Ich hab da persönlich teilweise ein Problem. Ich bin nett, freundlich, aber ich würde nicht auf jede Veranstaltung gehen, weil das auch nicht sein muss. Wir haben bei 4000 Einwohnern drei Bürgermeister, damit wir auf jede Veranstaltung gehen können? Das ist nicht der Sinn.
Frau Toso, Sie gehen davon aus, "dass die Tittlinger am 24. September die richtige Wahl treffen". Bei der letzten Bürgermeisterwahl haben sie gegen Helmut Willmerdinger verloren. Haben sich die Bürger damals richtig entschieden?
Toso: (überlegt) Nein, ich denke nicht. (lacht) Ich hatte damals fast 46 Prozent. Aber die Tittlinger sollen entscheiden. Das ist Demokratie. Und da bin ich auch niemandem böse.
Herr Willmerdinger, Sie pochen stets auf ihre Parteilosigkeit. Sie seien unabhängig, betonen Sie. Aber knüpft die CSU an ihre Unterstützung im Wahlkampf denn gar keine Erwartungen?
Willmerdinger: Nein, in keinster Weise. Das kann ich ganz ehrlich sagen. Ich geh' auf alle zu. Es ist nichts abgesprochen. Ich habe die Unterstützung insoweit, dass die CSU vor fünfeinhalb Jahren auch eine Möglichkeit gesucht hat, einen Bürgermeister zu stellen, der den Gemeindefrieden wieder herstellen kann. Als sie damals auf mich zugekommen sind, habe ich gleich gesagt, dass ich das als parteifreier Kandidat machen würde. So gehe ich auch in die nächste Wahl. Es ist nichts daran geknüpft, auch nicht von den anderen Parteien. Es wäre vielleicht auch möglich gewesen, von einer anderen Partei nominiert zu werden. Wir haben eine gute Zusammenarbeit.
Dazu die zweite Leserfrage: Josef Pauli fragt, ob Sie Ihren erklärten Status als "Parteifreier" in Zukunft beibehalten, ausbauen oder reduzieren möchten…
Willmerdinger: Ich möchte den parteifreien Status beibehalten. Ich habe für jeden eine offene Rathaustür. Ich war bei einer Veranstaltung von Frau Toso im Museumsdorf, war mit einem Grünen-Abgeordneten im Gespräch, habe gute Kontakte zu Vertretern der SPD. Genauso ist es bei der CSU. Ich habe als Parteifreier zu allen einen Zugang. Und ein gewisses Netzwerk muss vorhanden sein, um etwas zu erreichen. Die Parteizugehörigkeit ist da gegenstandslos. Das funktioniert hervorragend.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 14.09.2017
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