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12.01.19 –
Dass er nicht für seine Partei als Abgeordneter im Maximilianeum sitzt, das ist für den Landesvorsitzenden der bayerischen Grünen, Eike Hallitzky, kein Problem. Seine Position fülle ihn zeitlich absolut aus, sagt er im PNP-Interview. Im Februar auf dem Landesparteitag der Grünen wird er sich erneut für den Vorsitz zur Wahl stellen. Dass er dieses Mal einen Gegenkandidaten haben wird, überrascht ihn nicht. Vielmehr sollte das "als völlig normal angesehen werden", findet er.
Sie führen zusammen mit Ihrer Kollegin Sigi Hagl die bayerischen Grünen. Beim Parteitag im Februar steht das Amt des männlichen Landesvorsitzenden zur Wahl. Der Münchner Hermann "Beppo" Brem will gegen Sie antreten. Überrascht?
Eike Hallitzky: Nein. Es sollte doch vielmehr als völlig normal angesehen werden, wenn mehrere qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten in ein Rennen um Spitzenplätze gehen. Und wenn die auch noch fair miteinander umgehen, ist das ein Nachweis von demokratischer Kultur und Stärke einer Partei.
Könnten die Grünen-Delegierten nicht auf die Idee kommen, mehr Großstadt in die Führung zu wählen? Zumal Sigi Hagl wie Sie aus Niederbayern stammt, die guten Wahlergebnisse der Grünen aber vor allem aus den Großstädten stammen.
Hallitzky: Wir haben im letzten Jahr bei den Menschen in ganz Bayern Begeisterung und Zukunftsoptimismus wecken können. Wir haben überall Unterstützung dafür bekommen, dass die Grünen konkrete Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit vom Klimaschutz bis zum sozialen Zusammenhalt geben. Das Münchner Wahlergebnis war herausragend gut, aber 17,6 Prozent wären ohne die enormen Zuwächse in allen ländlichen Regionen nicht möglich gewesen.
Sigi Hagl ihrerseits wird auf dem Parteitag im Herbst, wo die Wahl des weiblichen Parts der Landesführung ansteht, nicht mehr antreten.
Hallitzky: Das finde ich persönlich natürlich schade und bedauerlich. Um so mehr freue ich mich, dass sie so mit ganz viel Kraft um das Amt der Oberbürgermeisterin von Landshut kämpft – und gewinnt.
Wie hart ist es für Sie, trotz des starken Abschneidens der Grünen bei der Landtagswahl nicht im Maximilianeum zu sitzen?
Hallitzky: Ich bin sehr, sehr gerne Landesvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen in Bayern. Ich könnte mir gar keine schönere berufliche Herausforderung ausmalen. Eine Partei erfolgreich zu führen, wie uns das im letzten Jahr ja definitiv gelungen ist, das ist eine Aufgabe, die mich auch zeitlich absolut ausfüllt. Nebenher Landtag, das geht eigentlich nicht wirklich. Vielleicht ist es überhaupt eines der Geheimnisse unserer politischen Stärke, dass wir die Lasten von Partei- und Fraktionsspitze auf mehrere starke Schultern verteilen, die sich gegenseitig blind vertrauen können. Ich war gerne zehn Jahre lang Haushaltspolitiker und Abgeordneter für meine niederbayerische Heimat, aber ehrlich gesagt, meine jetzige Aufgabe erfüllt mich noch viel mehr.
Welche Überlebenschancen hätten Sie eigentlich einer schwarz-grünen Koalition gegeben?
Hallitzky: Das kommt immer auf den Willen der handelnden Personen an. In Hessen mit einem sehr konservativen CDU-Ministerpräsidenten klappt es ja auch. Wir gingen mit der Rückendeckung unserer Mitglieder, aber auch unserer Wählerinnen und Wähler in die Sondierungsgespräche und mit dem festen Willen, diese zum Erfolg zu führen. Bei der CSU war dieser Wille aber leider nicht erkennbar – ob im Natur- oder Klimaschutz oder bei Fragen wie den belastenden Grenzkontrollen: Nirgendwo gab es auch nur einen Millimeter Entgegenkommen. Daran ist eine gute Lösung für Bayern leider gescheitert.
Zuletzt machen die Grünen Negativ-Schlagzeilen – weil Fraktions-Co-Chefin Katharina Schulze den Winterurlaub in Los Angeles verbringt, was für den Flug jede Menge CO2-Ausstoß bedeutet, und von dort auch noch Bilder mit Eis im Plastikbecher und mit Plastiklöffel postet. Und der Deutschland-Chef der Grünen Robert Habeck sieht sich nach wiederholten blöden Äußerungen sogar gezwungen, sich von den Sozialen Medien zu verabschieden. Ist der Grünen-Hype vorbei?
Hallitzky: Ich glaube, die Bürgerinnen und Bürger widert es an, dass bei jeder sich bietenden Gelegenheit sofort die Dreckwurfmaschine angeworfen wird. Die Menschen wissen doch ganz genau, dass Heilige eher selten auf der Erde anzutreffen sind. Sie wollen vielmehr, dass jemand ihre Fragen und Nöte ernst nimmt und Antworten darauf gibt. Das ist unsere Stärke, deshalb gewinnen die Grünen in Bayern immer mehr Zuspruch, deshalb würden uns nach dem aktuellen Bayerntrend heute 21 Prozent wählen, so viele wie nie zuvor. Und diesen Schwung nehmen mir jetzt mit für ein erfolgreiches Artenschutz-Volksbegehren. Und wir nehmen ihn mit in die Europawahl, bei der wir für die Weiterentwicklung unseres geeinten Europas kämpfen und gegen den Rückfall Europas in die unseligen Zeiten der Rechtspopulisten und Nationalisten. Und es ist schön und motivierend zu erleben, dass wir für unsere Politik immer mehr Bürgerinnen und Bürger Bayerns hinter uns wissen.
Interview: Alexander Kain
Quelle: Passauer Neue Presse vom 12.01.2019
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