Bündnis 90/Die Grünen

Landkreis Passau

Angriff auf die Wahlfreiheit

Karl Bär warnt vor Ende der gentechnikfreien Landwirtschaft

25.04.23 –

In den vergangenen Jahren ist es ruhig geworden um die Gentechnik in der Landwirtschaft: Bayerns Äcker sind gentechnikfrei – auch deshalb, weil sich seit mehr als 20 Jahren viele ostbayerische Landwirte gegen Gentechnik entschieden haben, sowohl auf dem Acker als auch in den Futtertrögen. Doch nun könnte Gentechnik doch wieder ein großes Thema werden, wenn die Politik nicht gegensteuert. Dies machte der Bundestagsabgeordnete Karl Bär jetzt bei einer Veranstaltung der Grünen sehr deutlich.

In den Räumen der Biobäckerei Wagner in Tiefenbach informierte Karl Bär sein Publikum, darunter den Landtagsabgeordneten Toni Schuberl, die Bezirkstagskandidatinnen Stefanie Auer und Sonja Keßler und die Landtagskandidatin Jutta Koller, über neueste Entwicklungen in der Gentechnik. Vor allem ging es darum, wie die Agrarchemiekonzerne künftig doch für ein Comeback für Gentechnik in der Landwirtschaft sorgen könnten: Anfang Juni will die EU-Kommission den Geltungsbereich bestehender Gentechnikregeln für neue Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas so ändern, dass das, was heute als Gentechnik gilt, es in Zukunft nicht mehr wäre.

Als Einstimmung zum Gentechnik-Vortrag gab die Grünen-Bezirkstagskandidatin Sonja Keßler einen kurzen Einblick in die Situation der Landwirtschaft in Niederbayern. Die Zahlen des bayerischen Agrarberichts zum kontinuierlichen, langsamen Rückgang der Betriebe konnten das Publikum nicht überraschen. Mit einigen Erklärungen zur Umsetzung der neuen Vorgaben der Gemeinsamen Agrar-politik (GAP) wie Ökoregelungen und Kombinationsmöglichkeiten mit dem Kulturlandschafts-programm, vermittelte Sonja Keßler einen anschaulichen Eindruck davon, in welch komplexen Fördersystem sich die Landwirte aktuell neu zurechtfinden müssen..
Und nun bedroht also noch eine mögliche Gesetzesänderung auf EU-Ebene die ökologische und gentechnikfreie Landwirtschaft sowie die Wahlfreiheit der Verbraucher*innen: „Wenn der Kommissionsvorschlag so durchgeht, wie angekündigt, wüssten wir nicht mehr, ob Gentechnik auf unseren Äckern oder in unseren Gärten wächst oder auf unserem Teller landet. Wir hätten keine Wahlfreiheit mehr“, warnte Karl Bär. 

Mit der angekündigten Abschaffung der Kennzeichnungspflicht und Risikoprüfung für gentechnisch verändertes Saatgut, das mit neuen gentechnischen Methoden bearbeitet worden ist, drohe der Verlust von Transparenz, Sicherheit und Wahlfreiheit bezüglich unserer Lebensmittel. Im Ergebnis würde uns Gentechnik ohne unser Wissen untergejubelt werden, befürchtete Bär. Die neue Gentechnik wie CRISPR/Cas sei auch nicht mehr vergleichbar mit der Gentechnik, die vor 20 Jahren so viel Widerstand ausgelöst hat: „Verfahren wie CRISPR/Cas können sehr viel mehr machen als das, was die Natur auch macht bei Mutationen. Und sehr viel mehr als klassische Gentechnik.“ Es handle sich um eine mächtige Technologie: „Und ich bin der Meinung, dass eine so mächtige Technologie reglementiert und genau beobachtet werden muss.“

Das leistet die geplante Neuregelung der Gentechnik voraussichtlich nicht – im Gegenteil profitieren würden von ihr die industrielle Landwirtschaft sowie die global agierenden Mega-Konzerne, die mit Pestiziden, Düngemitteln und patentiertem Saatgut Gewinne machen wollen. „Es geht um viel Geld und Macht für große Unternehmen“, so Karl Bär. Die Versprechen der Konzerne, mit Gentechnik „Hunger bekämpfen“ zu wollen, entkräftete Karl Bär mit Analysen, die zeigen, dass in diese Richtung kaum geforscht wird.  

„Meine These ist, dass Gentechnik den Systemwechsel in der Landwirtschaft verhindert“, sagte Karl Bär. Der Bundestagsabgeordnete befürchtet, dass damit die Abhängigkeit der Landwirtschaft von Chemie und Düngemitteln verstetigt, Monokulturen gefördert, eine gentechnikfreie Landwirtschaft unmöglich und der Ökolandbau ausgebremst werden würde. Um das zu verhindern, rief er die Anwesenden dazu auf, sich zu organisieren und gegen die Reformpläne Widerstand zu leisten.

Kategorie

Landwirtschaft

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