Bündnis 90/Die Grünen

Landkreis Passau

Als in Wackersdorf gegen Atomkraft demonstriert wurde

Neuer Film über Kampf gegen Wiederaufbereitungsanlage. Protestierende aus der Region erinnern sich

20.09.18 –

Vilshofen. Heute kommt ein Film in die Kinos, in dem es um die geplante Wiederaufbereitungsanlage für atomare Brennstoffe in Wackersdorf (Oberpfalz) geht. Das Bauvorhaben der 1980er Jahre war sehr umstritten, scheiterte schließlich vor allem wegen des Protests der Bürger. Unter den Demonstranten waren auch Menschen aus dem Vilshofener Raum.

So zum Beispiel Anton Huber (79). Er war der Kopf einer Vilshofener Gruppe – dem Bürgerforum Umwelt –, die ein paar Mal mit dem Bus nach Wackersdorf fuhr. Außerdem veranstaltete man Aufklärungs-abende, lud atomkraftkritische Kabarettisten nach Vilshofen ein.

Eine der engagierten Aktivisten war Brigitte Pollok-Will (67). Ihr ging es vornehmlich um die Aufklärung der Bevölkerung: "Wir sind im ganzen Landkreis und darüber hinaus auf die Dörfer gefahren und haben dargelegt, was es heißt, wenn die WAA kommt, nämlich der weitere Ausbau der Atomenergie." 30 Zuhörer habe man immer gehabt. "Als es dann in Tschernobyl 1986 zum GAU kam, saßen plötzlich 300 Leute im Saal." Der öffentliche Druck habe sich seitdem fortlaufend erhöht. Sie sieht im damaligen Protest den Beginn des Atomausstiegs nach dem Reaktorunfall in Fukushima.

Das Bürgerforum warnte auch durch Zeitungsanzeigen vor Atomkraft. Manche Sätze scheinen zeitlos zu sein, zum Beispiel: "Wir sagen: Bessere Energienutzung und Ausbau der erneuerbaren Energien." Unter den Forderungen stand das Logo des Bürgerforums: Zwei riesige Atomreaktoren, die Schweiklberger Abteikirche sowie Vilshofens Pfarrkirche und Stadtturm.

Atomkraft im Vilshofener Raum. Was heute undenkbar erscheint, war damals nicht ausgeschlossen: Die Politik zog Pleinting als Standort für ein Atomkraftwerk in Erwägung. Weil Umweltschützer wie Anton Huber das verhindern wollten, gründeten sie damals – 1980 – das Bürgerforum.
Mitte und Ende der 1980er Jahre dann der Kampf gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf. Huber stand "mit Kind und Kegel am Bauzaun", wie er erzählt, musste sich vor Reizgas, das die Polizei gegen die Demonstranten einsetzte, in Sicherheit bringen.

Noch gut erinnern an die Auseinandersetzungen mit der Polizei kann sich auch Halo Saibold (74) aus Kriestorf (Gemeinde Aldersbach). Saibold, früher für die Grünen bundespolitisch aktiv und erstmals 1987 für die Partei im Bundestag, wurde sogar für einen Tag verhaftet. "Es war hart, die geballte Staatsmacht in Form der Polizei als Gegner zu erleben", sagt Saibold. Durch Wackersdorf, sagt Halo Saibold, haben die Bürger "leidvoll erfahren, dass sie die Regierung belügt, dass man sich selbst wehren muss. Deswegen ist der Widerstand so gut gelaufen."

"Mindestens 30 Mal" war Halo Saibold in Wackersdorf, manchmal mehrere Tage. Begleitet und unterstützt wurde Halo Saibold von ihrem Partner, ihren damals jugendlichen Kindern und ihrer Mutter. "Man hatte damals das Gefühl, in Sachen Umweltschutz kommt es auf jeden an, wir können etwas reißen. Das ist heute leider etwas verloren gegangen", sagt Halo Saibold.

Martin Maierund Helmuth Rücker

Quelle: Passauer Neue Presse vom 20.09.2018
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Demokratie

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